Literatur
Als Hamburg in Trümmern lag
Jugendbuch. Jakob hat Hunger. Der Junge sitzt im zweiten Stock eines fast vollständig zerbombten Hauses in Hamburg. Der Mann, der ihm zuletzt Essen brachte, ist seit Tagen nicht mehr gekommen. Jakob hat Angst, entdeckt zu werden, wenn er sein Versteck verlässt. Was der jüdische Junge nicht weiß: Der Krieg – und damit auch die Naziherrschaft – ist längst zu Ende. Kirsten Boie erzählt in ihrem Buch »Heul doch nicht, du lebst ja noch« von drei ganz unterschiedlichen Jugendlichen: Von Jakob, dessen Mutter Jüdin ist und deportiert wurde, als der nach Nazi-Kategorien »reinblütige« Vater bei der Zwangsarbeit starb. Als der Junge sich auf die Straße wagt, trifft er Traute. Die hatte großes Glück: Das Haus ihrer Familie ist eines der wenigen, das nicht zerstört wurde. Was dem Mädchen zu schaffen macht, ist der Gedanke, dass ihre Freundinnen irgendwo unter den Trümmern der Nachbarschaft begraben sein könnten. Nach dem besonders verheerenden Bombenangriff hat sie diese nicht mehr gesehen. Und Jakob trifft Hermann, den früheren Hitlerjugendführer. Er ist 14 Jahre alt und wäre am liebsten zum Volkssturm gegangen. Auf der Straße ist er der Bestimmer der wenigen Jungs im Viertel. Zu Hause muss Hermann sich um seinen Vater kümmern, der im Krieg beide Beine verloren hat.
Die Ereignisse der unmittelbaren Nachkriegszeit im Juni 1945 werden aus ihren so verschiedenen Perspektiven erzählt. Dadurch erhält man einen guten und vielfältigen Einblick in diese Zeit. Das Jugendbuch ist auch für Erwachsene interessant – und es bietet viel Gesprächsstoff, beispielsweise wenn Großeltern und Enkel oder Eltern und Kinder es lesen und darüber sprechen.