Kirchengemeinschaft nur ohne Priesterinnen
Es hängt an den Priesterinnen, weswegen aus römisch-katholischer Sicht eine Kirchengemeinschaft mit der 1873 abgespaltenen alt-katholischen Kirche auch heute nicht möglich ist. Positionen zum Kirchenverständnis, zur Rolle des Papstes und zu den Mariendogmen, die von einer Dialogkommission 2009 und 2016 formuliert worden waren, stießen in Rom auf positive Resonanz. Selbst das Zölibat schien kein kirchentrennender Grund mehr zu sein. Doch dann hat der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, kritische Kommentare zu den Dokumenten verfasst, die sich Kardinal Koch, jetzt im Vatikan für Ökumene zuständig, zu eigen macht: Das schwierigste Problem, das eine volle Kirchengemeinschaft verhindere, sei die sakramentale Weihe von Frauen. »Hier handelt es sich nicht nur um eine unterschiedliche Interpretation eines gemeinsamen Glaubensgegenstands, sondern um das Faktum eines Eingriffs in die Substanz des Weihesakraments«, schrieb Müller. Voraussetzung für eine Kirchengemeinschaft sei, dass die alt-katholische Kirche die Ungültigkeit ihrer Frauenordination erkläre und diese Praxis in Zukunft unterlasse. Diese Bedingung sei aus alt-katholischer Sicht inakzeptabel, erklärte deren Bischof Harald Rein: »Selbstverständlich werden wir weiter Frauen zu Diakoninnen und zu Priesterinnen weihen und hoffentlich bald auch zu Bischöfinnen.« Der kürzlich zur alt-katholischen Kirche übergetretene Generalvikar Andreas Sturm schrieb auf Facebook: »Wenn dies auch die Haltung des Papstes ist und nicht nur von Kardinal Müller, dann muss man wohl festhalten, dass aus alt-katholischer Sicht eine Kirchengemeinschaft mit der römischen Kirche unmöglich ist.«
Georg Lechner 02.07.2023, 17:10 Uhr:
Eingriff in die Substanz des Weihesakraments? Wer definiert mit welchem Recht (nicht im Sinne des Rechts des Stärkeren zu verstehen), was zur Substanz gehört (oder nur patriarchaler Machtanspruch ist)? Übrigens haben die christlichen Konfessionen (vor allem aber die römisch-katholische) sichtlich noch nicht begriffen, dass ihr äußerst laxer Umgang mit dem biblischen Bilderverbot als machtpolitische Maßnahme gesehen und ebendeshalb abgelehnt wird.