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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 12/2023
Der Inhalt:
Leben & Kultur

Filmtipp
Porträt eines Eigenbrötlers

Um seine Tochter kennenzulernen, springt Busfahrer Tony über seinen Schatten und beginnt zu tanzen. Der Kinofilm »Die Rumba-Therapie« ist eine wunderbar leichtfüßige Tragikomödie.
von Birgit Roschy vom 20.06.2023
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Das sieht doch schon gut aus: Mit seiner Nachbarin Fanny trainiert Tony Tag und Nacht Rumbaschritte (Foto: Arnaud.Borell)
Das sieht doch schon gut aus: Mit seiner Nachbarin Fanny trainiert Tony Tag und Nacht Rumbaschritte (Foto: Arnaud.Borell)

Kino. Im Lauf der Jahre hat sich der Schulbusfahrer Tony selbst davon überzeugt, dass er keinen Menschen braucht. Nach einem Herzanfall jedoch will er erstmals Kontakt zu seiner Tochter aufnehmen, deren Mutter er vor 20 Jahren verlassen hatte. Marie ist Rumba-Tanzlehrerin, und weil es ihm schwerfällt, sich zu offenbaren, will er zunächst inkognito Kurse bei ihr nehmen. Doch Marie ist anspruchsvoll, und um zu ihrem Kurs zugelassen zu werden, kontaktiert Tony seine Nachbarin Fanny, von der er fälschlich annimmt, dass sie Rumba tanzen kann, um mit ihr zu üben. Marie aber weiß nicht recht, was sie von diesem schüchternen Mann in Jeans, Lederjacke und Cowboystiefeln halten soll, der so beharrlich wie ungeschickt versucht, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Und dazu dieser peinliche Schnurrbart! Der Filmtitel täuscht einen platten »Feelgood-Film« vor. Doch die Handlung kommt mit ihrem Porträt eines Eigenbrötlers, der seinen ganzen Mut aufbietet, um über seinen Schatten zu springen beziehungsweise zu tanzen – auch für andere Männer eine Horrorvorstellung –, mehr melancholisch als lustig daher. Der Humor des Films ist zu diskret, um den steifhüftigen Tony zum Witzobjekt zu machen. Das Amüsement entwickelt sich stets unerwartet, etwa bei Tonys Arzt, gespielt von Romancier Michel Houellebecq, der Tony in heiterer Unverblümtheit den Kopf zurechtrückt. Tatsächlich könnte sich Tonys Mission als lebensrettend erweisen: eine wunderbar leichtfüßige Tragikomödie über schwere Themen, voller Menschlichkeit und handfester Alltagsphilosophie.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 12/2023 vom 23.06.2023, Seite 54
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Schlagwort: Birgit Roschy
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