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Erhabenheit, die zu Menschenferne führt

von Hermann Schulze-Berndt vom 07.07.2000
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Joseph Kardinal Ratzinger
Der Geist der Liturgie
Eine Einführung. Herder. 208 Seiten. 36,? DM

Der Präfekt der römischen Glaubenskongregation fordert eine »neue Ehrfurcht« und rückt die Anbetung Gottes in den Mittelpunkt liturgischen Handelns. Erfreulich ist, dass er religionsgeschichtliche Gesichtspunkte (vor allem im Hinblick auf das Judentum) einbezieht; ärgerlich hingegen ist, dass er religionspädagogische, pastoraltheologische und psychologische Aspekte ignoriert. Dadurch gelangt er zu einer allzu engen Sicht der Dinge. Er denkt fast nur an die Eucharistie, so gerät ihm die große Vielfalt weiterer gottesdienstlicher Möglichkeiten aus dem Blick. Ein folgenschwerer Irrtum unterläuft ihm, als er kritisiert, dass zwischen Gott und dem, »was die Menschen tun«, in der liturgischen Praxis eine Kluft entsteht. Abgesehen davon, dass er diesen Vorwurf nicht hinreichend belegt, übersieht Ratzinger, dass die menschliche Dimension vor dem Hintergrund des biblischen Bekenntnisses zur Gottebenbildlichkeit durchaus das Göttliche aufstrahlen lassen kann. Ratzingers Versuch, die Liturgie auf ein unzugängliches Podest blutleerer Erhabenheit zu heben, ist zum Scheitern verurteilt. Denn er wird weder Gott noch den Menschen gerecht.

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