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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 13/2018
Der Inhalt:
Religion & Kirchen

Der Prophet in Essen

von Benjamin Künzel vom 06.07.2018
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Oper. Ein regelrechter Blockbuster war Giacomo Meyerbeers Grand Opéra »Le Prophète«, die 1849 in Paris zur Uraufführung gelangte. Dann wurden seine Werke 200 Jahre lang kaum gespielt. Sie sind gigantisch – und musikalisch schwierig. Dass sie auch heute noch spielbar sind, hat das Aalto-Musiktheater in Essen im letzten Jahr bewiesen – mit einem rundum gelungenen »Prophète«, der nun auf drei CDs in lebendigem Liveklang vorliegt. Giuliano Carella entfacht am Pult der Essener Philharmoniker ein Feuerwerk der Leidenschaften. Er versteht es meisterhaft, die Innenspannung der Partitur zu halten. Dynamisch differenziert und transparent tönt es aus dem Graben und reißt den Hörer mit in die dramatische Geschichte um den Wiedertäufer Jean de Leyde, der am Ende seine Feinde und seine Mutter Fidès mit Sprengstoff in den Tod reißt, nachdem sich seine Verlobte Berthe erdolcht hat. Für die Hauptrollen wurden Weltstars verpflichtet. John Osborn ist die Idealbesetzung der höllischen Partie des Jean de Leyde. Seine Höhen scheinen keine Grenzen zu kennen. Der Tenor meistert die Läufe und Sprünge mit einschmeichelnder Eleganz. Gleichzeitig kann Osborn dramatisch zupacken und ein glaubhaftes Rollenporträt entstehen lassen. Die Innigkeit und Tragik des nah am Wahn rangierenden Sohnes und Prophetenkönigs sind ergreifend. Marianne Cornetti singt eine anrührende, stupende Fidès. Die Mezzosopranistin verfügt ebenso über eine orgelnde Tiefe wie über eine kraftvolle Höhe. Verzierungen integriert sie so in den Stimmfluss, dass diese Vokalartistik nie zum Selbstzweck wird. Auch alle anderen Rollen und die Chöre sind erstklassig besetzt. Dieser Prophète ist eine mitreißende Grand Opéra mit hervorragenden Sängern. Eine Aufnahme, die Maßstäbe setzt!

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