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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 13/2021
Der Inhalt:
Politik & Gesellschaft
Religion & Kirchen

Missionarische Überlegenheitsgefühle in der Südsee

von Barbara Tambour vom 09.07.2021
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Ein Roman über das Fortwirken der kolonialen Vergangenheit Deutschlands: Katharina Döblers »Dein ist das Reich« (Foto: istockphoto/clu)
Ein Roman über das Fortwirken der kolonialen Vergangenheit Deutschlands: Katharina Döblers »Dein ist das Reich« (Foto: istockphoto/clu)

Roman. Die Verzierung an der Missionskirche in Papua-Neuguinea ist die gleiche wie die am Missionshaus im fränkischen Neuendettelsau. Das fällt dem Laienmissionar Johann Hensoldt gleich nach seiner Ankunft im Jahr 1922 auf. Fremdländischer hat er sich das Kaiser-Wilhelms-Land vorgestellt, den nordöstlichen Teil der Insel Neuguinea, der bis 1919 zum deutschen Kolonialreich gehörte. Im Roman »Dein ist das Reich« erzählt Katharina Döbler die Geschichte ihrer Familie. Beide Großelternpaare wirkten als Missionare in der früheren deutschen Kolonie: Johann Hensoldt, seine Braut Linette sowie Marie und Heiner Mohr. Sie behandeln die Papua wie unmündige Kinder und sind überzeugt, ihnen mit dem lutherischen Christentum die Angst vor Zauberei und Fluch genommen und sie dem ewigen Leben zugeführt zu haben. So haben sie es als Missionsschüler gelernt. Vieles, was ihre Großeltern gelernt und erlebt haben, hat die Autorin geprägt. Auch wenn in der Familie die unangenehmen Erinnerungen unter den Teppich gekehrt wurden, etwa die Begeisterung von Marie und Johann für den Nationalsozialismus. Oder die Leiden der Missionarskinder, die im Schulalter von den Eltern getrennt und in Nazi-Deutschland dem Neuendettelsauer Internat oder anderen Familien anvertraut wurden. Zur romanhaft erzählten Handlung beschreibt die Autorin detailreich Fotos, die sie im Nachlass ihrer Großeltern gefunden hat. Das verstärkt den Realitätsbezug dieses Romans, der ebenso unterhaltsam wie lehrreich ist. Beim Lesen werden die koloniale Vergangenheit Deutschlands, die rassischen Überlegenheitsgefühle der Missionare und das Fortwirken von all dem in den nächsten Generationen erlebbar. Klingt nach harter Kost, ist aber ein guter Urlaubsschmöker.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 13/2021 vom 09.07.2021, Seite 55
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