Personen und Konflikte
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Thomas de Maizière, ehemaliger Verteidigungsminister (CDU) und Mitglied im Präsidium des Evangelischen Kirchentags, ärgert sich über den moralischen Anspruch der Kirchen in politischen Fragen. »Es hat mich immer gestört, wenn Kirchenvertreter sagten, aus christlichen Gründen müsste etwa der Hartz-IV-Satz angehoben werden«, sagte er der »Welt am Sonntag«. An manchen Stellungnahmen der Kirchen könne man zudem den Anspruch erkennen, »ihre Position sei eine herausgehobene«. In der praktischen Politik jedoch sei die Stimme der Kirchen genauso zu gewichten wie etwa die der Gewerkschaften, sagte der 67-Jährige, der selbst in der evangelischen Kirche engagiert ist und nach der Wahl im September aus dem Bundestag ausscheidet. Ihm persönlich sei sein Glaube sehr wicht
Gerhard Loettel 06.08.2021:
Ja, das glaube ich Thomas de Maizière gern, dass er sich »ärgert über den moralischen Anspruch der Kirchen in politischen Fragen«. Warum? Weil er es selbst so begründet: »Sein konkretes politisches Handeln habe er aber nie aus dem Glauben abgeleitet«, heißt es in der Meldung. Ja, schade. Sonst hätte er etwas von dem Sozial- und Menschenverständnis des Jesus von Nazareth in die Politik einbringen können, nämlich, dass der Mensch mit seinen Lebensbedürfnissen und Wert- sowie Würdevorstellungen im Fokus der staatlichen Fürsorge stehen sollte. Oder wie es im Grundgesetz heißt: »Die Würde des Menschen ist unantastbar«! Warum nennt sich seine Partei dann »christlich demokratisch«? Was ist ein Glaube wert, der in den Himmel der privaten Selbstliebe abhebt? – »Liebe deinen Nächsten, wie (aber nicht nur) dich selbst.«
Fritz Steven 06.08.2021:
Endlich, so kann man sagen, zeigt ein führender Christdemokrat, was er vom Glauben hält. Thomas de Maizière ärgert sich, wenn Kirchen aus ihrem moralischen Anspruch heraus Handlungen der Politik bewerten. Er wird zitiert mit der Aussage, dass er sein Handeln nie aus dem Glauben abgeleitet hat. Was ist das für ein Glauben, der offensichtlich nur sonntags in der Kirche stattfindet und nur auf ihn selbst bezogen ist, aber den Alltag und andere nicht tangiert? Auch hat er offensichtlich nicht verstanden, dass Kirche und Gewerkschaften einen gemeinsamen Grundkonsens haben: die Schwachen (zum Beispiel die Arbeiter) zu schützen gegenüber den Starken (dem Kapital). Einen Gegensatz zwischen den beiden Organisationen in dieser Einstellung anzudeuten ist infam. Jesus sagt: »Was ihr den Geringsten getan oder nicht getan habt, das habt ihr mir getan oder nicht getan.« Offensichtlich ist die Einstellung von de Maizière in der Union mehrheitsfähig. De Maizière kommt mir vor wie ein Wolf im Schafspelz. Jesus warnte vor ihnen und forderte zu Taten auf, denn »an den Taten sollt ihr sie erkennen«. Ist dies keine Aufforderung zum christlichen Tun? Ist das »C« in CDU also nur ein Marketing-Geck, um Unbedarfte zu fangen? Für einen Außenstehenden kann dies nur bedeutet: »Und die Moral von der Geschicht‘, trau einem Christen nicht!«
Gottfried Thoma 06.08.2021:
Was ist das für ein Glaube, der nur dazu führt, in Niederlagen nicht zu verzweifeln und in Erfolgen nicht hochmütig zu werden? Was ist das für ein Glaube, aus dem sich nicht ein bestimmtes politisches Handeln ableitet? Was hat so ein Glaube mit der Botschaft des Jesus Christus zu tun, der ja nicht nur die Gottes-, sondern in erster Linie die Menschenliebe eingefordert und dafür sein Leben eingesetzt hat? Ich frage mich, wie ein Mensch mit so einem nichtssagenden beziehungsweise ichbezogenen Glaubensverständnis in das Präsidium des evangelischen Kirchentages kommt.