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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 13/2022
Der Inhalt:
Politik & Gesellschaft

Der Streit um das Sterben
Wie geht das - gut sterben?

Schwerstkranke in Belgien können um eine tödliche Spritze bitten. Die katholische Seelsorgerin Anne Gessler aus Leuven findet das richtig. Dagegen ist die evangelische Theologin Susanne Breit-Keßler aus München strikt gegen aktive Sterbehilfe. Ein Gespräch unter Seelsorgerinnen über persönliche Todeserfahrungen und assistierten Suizid.
vom 14.07.2022
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Susanne Breit-Keßler, em. Regionalbischöfin und Vorsitzende des Bayerischen Ethikrats (links), Anne Gessler, katholische Krankenhausseelsorgerin in Leuven (Belgien) (Fotos: Pressebild; privat)
Susanne Breit-Keßler, em. Regionalbischöfin und Vorsitzende des Bayerischen Ethikrats (links), Anne Gessler, katholische Krankenhausseelsorgerin in Leuven (Belgien) (Fotos: Pressebild; privat)
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Publik-Forum: Frau Breit-Keßler, Sie haben als Seelsorgerin viele Menschen begleitet. Können Sie verstehen, dass jemand sich Hilfe zum Sterben wünscht?

Susanne Breit-Keßler: Natürlich. Ich habe es bei meiner Mutter erlebt, die in der finalen Phase ihrer Krebserkrankung nicht mehr leben wollte. Es war möglich, ihr medizinisch und spirituell so zu helfen, dass sie keinen Suizidwunsch mehr hatte. Dafür war ich sehr dankbar.

Wäre es für Sie eine Option gewesen, einem assistierten Suizid zuzustimmen?

Breit-Keßler: Es wäre mir extrem schwergefallen. Es geht für mich einfach nicht. Aber ich würde nie jemanden allein lassen, der für sich keine andere Möglichkeit mehr sieht.

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Konrad Weißler 12.05.2023, 16:20 Uhr:
Ich bin in einem Alter(75), in dem weiterleben immer mühseliger wird. Noch geht es. Doch dass mir jemand die frei Entscheidung bestreitet, in Kontakt zu Freunden mein Ende selbst zu bestimmen, finde ich eine unerträgliche Arroganz. Dass Kirchen wie Politik am Wohl der Menschen orientiert wären, ist eine faustdicke Lüge. Ich respektiere jedermanns persönliche Entscheidung, wie sein Ende aussehen soll, oder wem er das überlässt. Kirche wie verfasste Religionen haben gern die Angst vor dem Tod und dem Sterben instrumentalisiert. Die besseren Profiteure sind jetzt Medizin und Politik. Die Kirchen dürfen noch einwenig den Zaubertanz abgeben. Bei jedem ordentlichen und anstandsvollen Gastbesuch ist es üblich, dass er irgendwann zu Ende ist und ein guter Gastgeber alles tut, dass der Gast wieder gut nach Hause kommt (Schirm leihe, Taxi rufen usw.). Das von den Kirchen vertetene Gottesmonster ist ein Drecksack und seine Jünger verweigern den Schrim und rufen kein Taxi. Kein Anstand.

Ralf Maier 05.08.2022:
Zunächst einmal herzlichen Dank für diesen Artikel. Nach der seinerzeitigen Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts habe ich als evangelischer Christ häufig erlebt, dass von mir geradezu erwartet wurde, in dieser so schweren und existenziellen Frage eine Position einzunehmen, die jegliche Form des assistierten Suizids klar ablehnt. Das jedoch konnte und kann ich nicht. Insofern bin ich dankbar und froh darüber, dass Anne Gessler, eine Frau der Praxis, einen Weg aufzeigt jenseits von gefestigten Glaubenssätzen, orientiert einzig am individuellen Betroffenen und seiner Familie und dennoch eingebettet in ein klares Wertefundament. Sollte ich einmal in eine Situation kommen, in der eine derart schwierige Situation für meine Familie und für mich ansteht, wünsche ich mir, von einer Seelsorgerin wie Anne Gessler auf diesem Weg begleitet zu werden, die nicht »an der Kanzel« steht und mit unverrückbaren Prinzipien argumentiert, sondern die ganz bei mir ist und letzten Endes auch meine Entscheidung akzeptiert, mich nach Abwägung aller Alternativen dafür zu entscheiden, es nicht Gottes weisem Ratschluss zu überlassen, wann ich mein Leben beenden möchte.

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