Leserbrief
Wohlstandsversprechen
Zu: »Jetzt reden wir« (11/2023, Seite 22-25)
Ich bin ein Ostdeutscher, ein Sachse. Ich bin Pfarrer geworden, weil ich als Wehrdienstverweigerer nichts anderes studieren sollte. Ich bin gerne Pfarrer gewesen, auch in der DDR. Die Kirche wurde zum Übungsfeld der Demokratie. Dann kamen die großen Möglichkeiten, die später »Wende« genannt wurden. Die Mehrzahl der Menschen versprach sich allerdings nicht größere Freiheit, sondern größeren Wohlstand, nicht Demokratie, sondern D-Mark. Das Wohlstandsversprechen erfüllte sich. Allerdings nicht schnell genug und nicht für alle gleichermaßen. Die Schuldigen? Na, die da oben! Erst hießen sie Ulbricht und Honecker, später trugen sie andere Namen. So erkläre ich mir den Hang zur »Alternative«. Allerdings: Welche »Alternative« erhoffen sich AfD-Wähler in NRW oder Bayern? Gibt es überall in Deutschland und Europa viele Menschen, die nach größerem Wohlstand streben und sich gar nicht so sehr vernünftige politische Entscheidungen wünschen? Manfred Bauer, Dresden
Ostdeutschland, wie ganz Osteuropa, hat längst noch nicht die autoritären Strukturen der Sowjetzeit überwunden. Es bevorzugt die westliche Wirtschaftspolitik, weil diese ähnlich autoritäre Strukturen aufweist. Es kommt nicht zurecht mit der empfindsamen westlichen Menschenrechtspolitik. Daher der Erfolg der AfD, der PIS, Orbans, Putins und Konsorten. Hans Th. Flory, Heidelberg