Leserbrief
Patriarchale Sicht
Zu: »Oben ohne für alle« (11/2023, Seite 8-9)
Beim Contra setzte bei mir spontanes Fremdschämen ein. Argumentieren Männer von heute wirklich noch so gestrig? Weil die Gefahr besteht, dass es ihm peinlich wäre, wenn er beim unbeholfenen Schwimmen unabsichtlich die unbekleidete Brust einer Frau berühren könnte, sollen diese aus Rücksicht auf ihn nicht oben ohne schwimmen. Diese patriarchale Vorstellung ähnelt dem orientalischen Männerbild: Dort müssen sich Frauen in der Öffentlichkeit verschleiern, damit Männern die Peinlichkeit erspart bleibt, beim Anblick weiblicher Haare erregt zu werden. Christian-Rainer Weisbach, Tübingen
Nicht Männer werden sensibilisiert, aufgeklärt, geschult oder zwangsberuhigt. Mann setzt lieber Frau unter General- oder Zwangsschutz. Hier muss der Oberkörper bedeckt werden, da das Haar, dort das Knie oder die ganze Frau. Manchmal muss sie sich auch ausziehen für die Werbung oder das Amüsement. Ich möchte selbst entscheiden, was ich wann, wo und warum an- oder ausziehe. Ich will sicher sein vor übergriffigen Männern. Also benehmt euch endlich wie echte Männer: souverän, sensibel, gewaltfrei. Jutta Holstein, publik-forum.de
Gemessen an den gewohnt hohen Ansprüchen an Themenauswahl, deren Aktualität und Wichtigkeit, halte ich dieses Thema für völlig überflüssig. Es gibt so viele aufrüttelnde Ereignisse in der Welt, die uns in dieser Zeit mit Recht beschäftigen müssen und journalistisch bearbeitet werden sollten. Heinz-Jochen Baeuerle, Rudolfzell