Leserbrief
Problem oder Lösung?
Zu: »›Gott ist ein Freund der Freiheit‹« (11/2024, Seite 12-16)
Freiheit bedeutet die Möglichkeit, verantwortlich zu handeln. Diese Sicht hat sich geändert. Freiheit bedeutet heute, nach eigenem Gusto handeln zu können. Wehe, wenn Verzicht zugunsten von Natur oder zukünftigen Generationen gefordert wird; das ist antiliberal! Im Laudato sí von Papst Franziskus heißt es: »Während die Menschheit des postindustriellen Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten in die Geschichte eingehen wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung eingehen kann, weil sie großherzig ihre schwerwiegende Verantwortung auf sich genommen hat.« Ob die Rückkehr der Verantwortung nicht das Gegenteil dessen bewirken würde, was Georg Essen behauptet, nämlich dass freie Gesellschaften immer fragil, ihre Ordnungen immer prekär sind? Auch die These, dass es politisch riskant sei und deshalb unwahrscheinlich, auf Freiheit zu setzen, pflegt ein merkwürdiges Menschenbild. Ist der liberale Homo oeconomicus so sehr theologischer Standard? Da wirkt der Hinweis auf Gottes Intention nur hilflos. Hermann Pütter, Neustadt
Es ist nicht so leicht, die Begriffe Gott und Freiheit zusammenzubringen. Dazu müsste man erst den riesigen Berg der Schuld zur Seite räumen, den die Kirche auf sich geladen hat, indem sie sich auf die Seite der Mächtigen gestellt hat und ein Gottesbild gepflegt hat, das genau diese Erzählung stützte. Ganz besonders Frauen mussten unter dieser Situation leiden. Die Kirche müsste sich intensiv mit der Frage auseinandersetzen, ob sie in dieser Zeit überhaupt noch gebraucht wird. Auch der Missbrauch konnte nur in einer Kirche geschehen, die glaubte, Macht über die Menschen zu haben. Maria und Josef Grundner, publik-forum.de
Publik-Forum EDITION
»Das Ende des billigen Wohlstands«
Wege zu einer Wirtschaft, die nicht zerstört.»Hinter diesem Buch steckt mein Traum von einer Wirtschaft, die ohne Zerstörung auskommt. / mehr
Freiheit ist ein Begriff, mit dem man von einem Paradies ohne Grenzen träumen kann. Aber wird es nicht Zeit, endlich der Realität ins Auge zu sehen, dass Freiheit aufgrund der Klimaerwärmung, Knappheit an Ressourcen und Überbevölkerung immer mehr eingeengt wird und Freiheit außerdem Kriege auslöst, wenn Nationalisten und Politiker auf Freiheit, Liberalismus pochen und diese mit Waffengewalt verteidigen wollen, wo andere sich verletzt und umgangen fühlen? Verbirgt sich hinter dem Mäntelchen der Freiheit nicht auch ein ungezügelter Markt, der in seiner Herrlichkeit und Hässlichkeit für Sozialabbau und die Allmacht der Unternehmerschaft steht, wo Superreiche mit ihrem Vermögen machen können, was sie wollen? Deshalb bitte ich die Kirche darum, mit dem Zauberwort Teilen dem Unwort Freiheit endlich den Garaus zu machen. Denn zu viel Freiheit fördert unsolidarisches Verhalten und Rücksichtslosigkeit und züchtet Egoismus, Individualismus, Nationalismus und Habgier. Wann kapiert der Westen endlich, dass Wachstum und Freiheit nicht die Lösung, sondern das Problem ist? Wolfgang Schuchert, Geisa