Das »christliche« Ungarn und die Obdachlosen
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Ein neues Gesetz der ungarischen Regierung verbietet es Obdachlosen, sich an öffentlichen Orten aufzuhalten oder niederzulassen. Mit 160 Ja-Stimmen verabschiedete das Parlament ein weitreichendes Gesetzespaket, das sich gegen Obdachlose, Roma und Flüchtlingshelfer richtet und ihre ohnehin schwierige Lage weiter verschärft. Zu den wenigen hochrangigen Kirchenvertretern in Ungarn, die dagegen protestieren, gehört der Bischof von Vac, Miklas Beer. Im regierungskritischen Wochenmagazin »Vasarnapi Hirek« stellte er die Frage: Was würde Jesus heute tun? Obdachlosigkeit könne man nicht mit Verordnungen lösen. Zuerst hätte man daran denken müssen, ob es nicht Institutionen gebe, die etwas für die Betroffenen tun und in ihrer Arbeit gestärkt werden sollten – darunter »engagierte Gemeinschaften und die Kirche«. Es wäre sogar »gefährlich«, wenn alle Obdachlosen von den Straßen verschwänden, warnte der Bischof. Denn dann entstünde im öffentlichen Bewusstsein die Haltung: »Wir brauchen da nichts mehr zu tun.« Scharfe Kritik äußerte er auch an der Diskriminierung der Roma. Der Ideologe der Fidesz-Partei und Orban-Berater, Zsolt Bayer, hatte die Roma zuletzt als »Tiere« bezeichnet. Beer sagte, die »größte Tragödie« Ungarns sei diese Art der Abwertung. Er frage sich, »auf welcher Grundlagen wir behaupten, ein ›christlicher Staat‹ zu sein«. Weil »christlich« in Ungarn heute oft missbraucht werde, »überlege ich mir bereits, mich nicht als Christen, sondern als Anhänger des Nazareners zu bezeichnen«, erklärte der Bischof.