Offenbaren, was nicht gezeigt werden kann
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Dokumentation. »Wir sahen, wie Tausende und Abertausende unschuldiger Menschen in den Schornsteinen verschwanden«, sagt ein Überlebender, »und die Welt blieb stumm.« Claude Lanzmann gewährte in seiner epischen Dokumentation »Shoah« den Zeitzeugen, Opfern wie Tätern, des industriellen Massenmords an sechs Millionen Juden fast zehn Stunden Zeit, um zu reden. Anders, als in Dokumentarfilmen üblich, verzichtete er auf Archivmaterial. Stattdessen suchte er im heutigen Polen die Schauplätze des Holocaust auf, filmte Bahnhöfe und Vernichtungslager und setzte von einem Interview zum nächsten das Mosaik eines unfassbaren Grauens zusammen. »Shoah« ist ein Filmmonument, nach dessen Anblick man das Rattern von Zügen nicht mehr mit Gleichmut hören kann und in dem deutlich wird, wie dünn das Eis zwischen Zivilisation und Barbarei ist. Der französische Journalist und Filmemacher Claude Lanzmann ist am 5. Juli 2018 mit 92 Jahren verstorben. Er war Widerstandskämpfer im Zweiten Weltkrieg, studierte in Tübingen Philosophie und war ein Freund und Mitstreiter von Jean-Paul Sartre. Zu seinen jüdisch-polnischen Wurzeln fand er erst ab 1974, als er sich filmisch mit den Todesfabriken beschäftigte. Die Offenbarung dessen, was nicht gezeigt werden kann, wurde zu seiner Lebensaufgabe. Sein großes Vermächtnis »Shoah« sowie eine Hommage an Claude Lanzmann sind derzeit in der arte-Mediathek verfügbar.