Hochzeit von Christian Lindner
Rent a church - doch wofür?
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Ohne es zu wollen, hat Finanzminister Christian Lindner mit seiner kirchlichen Hochzeit auf Sylt einen wunden Punkt im Selbstverständnis der Kirchen getroffen, der ans Eingemachte geht. Drei Fragen sind dabei ineinander verknüpft: Wozu ist die Kirche da? Wer bestimmt, wer dazugehört? Welche Überzeugungen sollte man sinnvollerweise teilen, um an Sakramenten, Segnungen und Ritualen teilnehmen zu können? Seit jeher hat sich die Kirche als Werkzeug und Mittel (das meint ja Sakrament) zum Heil verstanden. Der Satz des Märtyrerbischofs Cyprian von Karthago, extra ecclesiam nulla salus – außerhalb der Kirche kein Heil, bringt diese Überzeugung auf hochproblematische Weise zum Ausdruck. Das gilt selbst dann, wenn stets zwischen der sichtbaren und der stets größer und weiter gedachten unsichtbaren Kirche unterschieden werden mus
Irene Kolb 26.08.2022:
Michael Schrom schreibt, ein Kirchenaustritt sei »die deutlichste Form zu sagen: Mit Kirche und Christentum will ich nichts mehr zu tun haben«. Mit dieser Aussage bin ich absolut nicht einverstanden! Kirche und Christentum sind doch nicht dasselbe! Auch wenn ich mit Kirche und dem, was dort geschehen ist und geschieht, nichts mehr anfangen kann oder zu tun haben will, kann ich doch trotzdem Christin bleiben und meinen Gottesglauben leben – möglicherweise sogar ernsthafter und inniger als in dem Konstrukt Kirche. Auch wenn die Taufe die Mitgliedschaft in den großen Kirchen beinhaltet, so ist sie doch viel mehr: Sie bedeutet die Zugehörigkeit zu Gott, bezeugt die Gotteskindschaft, der Täufling empfängt Gottes Segen und seine Zusagen und Verheißungen für ein gesegnetes Leben. Daneben ist die Mitgliedschaft in einer Kirche eher ein unscheinbarer Nebenschauplatz.
Christine und Rudolf Grzegorek 26.08.2022:
Die pompöse Hochzeit, gerade in der gegenwärtigen Situation, sehen wir kritisch. Aber einem Paar, welches im Rahmen eines Gottesdienstes Segen für den gemeinsamen Lebensweg erbittet, darf man selbigen unter Eid nicht verweigern und auch Gewissenserforschung, Motivationssuche oder gar die Nötigung zum Kircheneintritt sollten unterbleiben. Die Kirche ist kein Klub, keine Kasualienverwalterin, wo der Mitgliedsbeitrag Ansprüche begründet. Nach Jörg Zink sollte sie ein am Wege stehendes Wirtshaus sein, offen für jeden, ohne Zugangsbeschränkungen und Einlasskontrolleure. Der Einladende ist Jesus, sein Gleichnis vom Gastmahl reflektiert diese Einstellung.
Josef Göbel 26.08.2022:
Das war richtig und wichtig, einen stimmigen Kommentar zu den kirchlichen Verrenkungen bei Lindners Hochzeit in Publik-Forum zu finden. Aber der Satz, dass der Kirchenaustritt die »deutlichste Form« sei, um zu sagen: »Mit Kirche und Christentum will ich nichts mehr zu tun haben«, widerspricht doch wohl ganz einer roten Linie Ihrer Zeitschrift. Viele mit Ihnen verbundene Gruppierungen wie Bensberger Kreis, Dietrich-Bonhoeffer-Verein und Aktionskreis Halle (AKH) werben seit Jahrzehnten für die Abschaffung der Kirchensteuer und sehen ein legales Mittel ihres Bekenntnisses für mehr Glaubwürdigkeit auch darin, aus dem Kirchensteuerverhältnis auszutreten.
Edeltraud Nölkensmeier 26.08.2022:
Warum Herr Lindner aus der Kirche ausgetreten ist, weiß ich nicht. Mich stört aber die Aussage, dass ein Kirchenaustritt die deutlichste Form ist, zu sagen »Mit Kirche und Christentum will ich nichts mehr zu tun haben.« Es gibt Menschen, auch in meiner Umgebung, die mit dem sogenannten Kirchenaustritt lediglich sagen: »Mit dieser Kirche will ich nichts mehr zu tun haben. Ich bin und bleibe aber durchaus Christ.«
Georg Lechner 23.07.2022, 11:03 Uhr:
Die Feiern zu den Lebenswenden sind ein günstiger Anknüpfungspunkt, aber es wäre ein Fehler, sie als Sinn der Kirche(n) zu verstehen. Aus meiner Sicht besteht ihr Sinn darin, den Menschen die Dimension der Weisheit vor Augen zu führen, die "nicht von dieser Welt" ist. Warum wird weltliche Machtlogik als nicht heilsam erfahren, die Bergpredigt aber schon?