Wie ausgelassene Schuljungs
Sie gickeln, knuffen sich und ziehen sich gegenseitig auf: Wenn der Dalai Lama und Desmond Tutu zusammentreffen, benehmen sie sich wie ausgelassene Schuljungs. Der Anblick der außergewöhnlichen Freundschaft dieser charismatischen Männer ist das bezauberndste Detail dieses Dokumentarfilms, der ihre Begegnung im Jahr 2015 in der Exilresidenz des Dalai Lama im indischen Dharamsala zeigt. Das Treffen fand aus Anlass des 80. Geburtstags des Dalai Lama statt.
Der Sachbuchautor Douglas Abrams führte dabei ein langes Interview mit den beiden Friedensnobelpreisträgern. Das 2016 veröffentlichte »Buch der Freude« wurde ein Bestseller. Im Film werden Interviews ergänzt durch Trickfilmsequenzen und Archivaufnahmen jener historischen Umwälzungen, in denen sie als spirituelle Anführer an vorderster Front standen: Erzbischof Desmond Tutu bei der Überwindung der Apartheid in Südafrika und der Dalai Lama bei den letztlich vergeblichen Verhandlungen mit den chinesischen Besatzern. Sie lachen – und sie trösten sich auch, erkennen das Leid des anderen an.
Wie kann es Menschen gelingen, trotz traumatischer Erlebnisse Lebensfreude zu empfinden? Freude ist harte Arbeit, erklären die Seelenverwandten. Sie entsteht, wenn Schmerz und Groll in Mitgefühl verwandelt werden. »Und das braucht Zeit!«, sagt der Dalai Lama. Gebet und Meditation helfen dabei – und auch, zu akzeptieren, dass manches unperfekt bleibt. Denn der Mensch, so das Credo des 2021 verstorbenen Tutu, ist »ein Meisterwerk im Entstehen«. Am 24. Juli, dem internationalen »Tag der Freude«, wird der Film in 60 Kinos in Deutschland und Österreich gezeigt (Orte auf www.mindjazz-pictures.de).