Leserbrief
Wer ist arm?
Zu: »Armutszeugnis« (12/2023, Seite 12-16)
Ich habe viele Jahre als Sozialarbeiterin bei einem freien Träger der Jugendhilfe gearbeitet. Meine Klientinnen waren fast immer alleinerziehende Mütter, die von Hartz IV beziehungsweise Arbeitslosengeld II gelebt haben. Das heutige Bürgergeld unterscheidet sich in der Grundstruktur nicht wesentlich davon. Es handelt sich um eine nachgeordnete staatliche Unterstützung, die erst dann greift, wenn alle anderen Maßnahmen (Kindergeld, Unterhaltsvorschuss, Wohngeld und so weiter) nicht ausreichen, um den Grundbedarf zu decken. Zu den Geldleistungen kommen weitere Unterstützungen, wie zum Beispiel eine warme Wohnung, ein kostenloser Kitaplatz, subventionierte Mittagessen in den Einrichtungen, die Möglichkeit, Leistungen zu Bildung und Teilhabe zu beantragen. All diese Formen von Leistungen mag man beklagen. Ich bin der Ansicht, dass es sich hier um eine solide, kalkulierbare Lebens-Grundlage für jede Bürgerin unseres Landes handelt, die natürlich nicht dazu angetan ist, ein komfortables Leben zu führen. 400 Euro aus dem Bürgergeldeinkommen von einer Schuldenlast abzutragen, halte ich für ausgeschlossen. Das würde ja heißen, dass Bürgergeldbezieherinnen, die keine Schulden abtragen, pro Monat mehrere Hundert Euro Überschuss erzielen würden. Eine Reportage über Armut, die auf dieser Grundlage basiert, halte ich für eine respektlose Fehlinformation. Es gibt wahrlich viele Ungerechtigkeiten, die dringend nach Veränderung schreien. Die Frage ist nur, wo da gerecht angesetzt werden kann. Gaby Benhöfer-Müller, per E-Mail
Der Artikel ist eher eine interessante Sozialstudie. Der Begriff Armut ist definiert, direkte und relative Armut treffen hier eher nicht zu. Günther Sander, Gräfenthal
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»Das Ende des billigen Wohlstands«
Wege zu einer Wirtschaft, die nicht zerstört.»Hinter diesem Buch steckt mein Traum von einer Wirtschaft, die ohne Zerstörung auskommt. / mehr
Der Sozialstaat ist eine Errungenschaft, damit die Ärmsten nicht verhungern müssen, die »Tafel« als Ergänzung stößt angesichts der 500 000 Flüchtlinge aus der Ukraine an ihre Grenzen. Wann und wo organisieren die Gemeinden der Landeskirchen sichtbar von Nord bis Süd – »Satt werden-in der Kirche«? Thomas Bartsch-Hauschild, Hamburg