Sklaven am Hof der Hohenzollern
Ausstellung. Die ehemaligen Schlösser und Gärten der Hohenzollern sind für ihren Prunk und den Glanz vergangener Zeiten bekannt. Ihre Schattenseiten beleuchtet die Sonderausstellung »Schlösser. Preußen. Kolonial. Biografien und Sammlungen im Fokus«. Gezeigt werden erstmals koloniale Bezüge innerhalb der Sammlungen. Im Fokus stehen Gemälde, Wandteppiche, Porzellan und weitere Exponate. So auch ein Spieltisch, am Hof als »Bohnenspiel« bekannt. Ursprünglich wurde es in Westafrika und im Osmanischen Reich gespielt, im Zuge des Sklavenhandels gelangte es nach Amerika und wurde auch in Europa bekannt. Um 1700 herum gehörte das Bohnenspiel im deutschsprachigen Raum zum exklusiven Zeitvertreib adeliger Gesellschaften. Wer etwas auf sich hielt, hatte ein solches Tischchen.
Dass Ausstellungsobjekte wie dieser Spieltisch eine Kolonialgeschichte haben, wird nun erstmals fachkundig eingeordnet und in Bezug auf Aspekte wie Stereotype, Rassismus oder kulturelle Aneignung kritisch kommentiert. Dazu gehörten auch Darstellungen von Menschen mit dunkler Hautfarbe inmitten des höfischen Idylls: Sie galten als exotisch, wurden in Fantasiekostüme gekleidet und als schmückendes Beiwerk betrachtet. Menschen aus Afrika Asien und Südamerika – über ihre wahre Identität weiß man wenig bis nichts. Wer mag etwa der kleine Schwarze Junge mit roter Kappe und Pluderhose gewesen sein, der in Franz Krügers Gemälde »Berliner Gesellschaft. Parade unter den Linden« vor der höheren Gesellschaft umherläuft? Menschen wie er wurden ihrer Heimat und ihren Familien entrissen, ihrer Freiheit beraubt. Im Dienst der jeweiligen Herrscher fristeten sie ihr Dasein am Hofe.
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Ihre Biografien sind eng mit der Kolonialhistorie Brandenburg-Preußens verknüpft. Unter Kurfürst Friedrich Wilhelm begann 1682 mit Gründung der Brandenburgisch-Afrikanischen Companie (BAC) ein florierender Tauschhandel mit Beteiligung am transatlantischen Versklavungshandel nach niederländischem Vorbild. Mit Glasperlen als Währung, auf der Berliner Pfaueninsel produziert, wurden in Westafrika Männer, Frauen und Kinder »gekauft«. Mehr als 20 000 Menschen verschleppte die Companie innerhalb von nur 28 Jahren und verschiffte sie als Sklaven nach Amerika. Auf den gleichen Handelswegen transportierten die Schiffe begehrtes Elfenbein, Gold, Spiegel, Porzellan sowie weitere Handelsprodukte, die noch heute in den brandenburgischen Schlössern zu finden sind. In Kunstkammern integriert, präsentierten sie das Weltbild der Monarchen. Die Ausstellung wirft einen notwendigen neuen Blick auf Altbekanntes. Und bietet eine wertvolle Einordnung in ein bislang zu wenig beleuchtetes Kapitel der deutschen Geschichte.
Die Ausstellung »Schlösser. Preußen.
Kolonial. Biografien und Sammlungen im Fokus«
ist noch bis zum 31. Oktober
im Schloss Charlottenburg in Berlin zu sehen