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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 15/2017
Der Inhalt:

Von den sauren Trauben des Daseins

von Birgit Roschy vom 11.08.2017
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Kino. Als sein Vater im Sterben liegt, kehrt Jean auf das Familienweingut im Burgund zurück, das er einst im Streit mit dem dickköpfigen Winzer verlassen hatte. Doch Jean und seine beiden Geschwister haben kaum Zeit, den Tod ihres Vaters zu betrauern: Die Weinlese steht an. Und über dem Anwesen hängt das Damoklesschwert der Erbschaftssteuer. Zudem hat Jean in Australien ein schuldenbelastetes Weingut und eine kleine Familie zurückgelassen. Müssen die drei das Haus, die Weinberge oder zumindest die Grand-Cru-Parzellen verkaufen? Die Drehorte Meursault und Chassagne-Montrachet klingen Weinliebhabern wie Musik in den Ohren, doch in diesem Winzerdrama werden die Klischees eines »Lebens wie Gott in Frankreich« sorgfältig vermieden. Es geht um existenzielle Fragen, um Tod, Steuer, die Verpflichtung des Erbes, das Vernarben alter Familienwunden, kurz, um die sauren Trauben des Daseins. Vor allem aber geht es um das Wetter. Im sorgenvollen Blick in den Himmel und in der Entscheidung über den Beginn der Lese verlieren die Grübeleien über die Zukunft ihre Bedeutung. Selten wurde dem Leben mit solch liebevoller Genauigkeit zugesehen wie in dieser Familienchronik, die zugleich eine unprätentiöse Hymne an eine uralte Kulturtechnik und an die durch sie geprägte Region und ihre Menschen ist.

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