Das lange Warten auf Rom
Von sich aus zurücktreten will er nicht, das hat der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki bekräftigt. Im Winter habe er gedacht, er müsse dies tun, um im Missbrauchsskandal »die institutionelle Verantwortung zu übernehmen«, sagte Woelki dem »Bonner Generalanzeiger«. Er sei dann aber zu dem Schluss gekommen, dass er diese Verantwortung nicht einfach abgeben dürfe. Seinen 65. Geburtstag feierte der von vielen Katholikinnen und Katholiken abgelehnte Kardinal im kleinen Kreis; Aufmerksamkeit erregte eine Festschrift, in der unter anderem der einstige Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst schreibt und der Ex-Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard-Ludwig Müller.
So bleibt das Warten auf die Entscheidung in Rom. Der Abschlussbericht des Stockholmer Kardinals Anders Arborelius und des Rotterdamer Bischofs Hans van den Hende liegt seit Anfang August vor; die beiden hatten sich als Apostolische Visitatoren ein Bild von der Lage im zerstrittenen Erzbistum gemacht. Dass sie sich viel Zeit für die Abfassung genommen haben, wird in Kreisen der deutschen Bischofskonferenz als Zeichen gedeutet, dass der Bericht tatsächlich die »komplexe pastorale Situation« im Erzbistum Köln bewerte, also nicht nur den Umgang Woelkis mit Fällen sexualisierter Gewalt. Eine Entscheidung über Woelki und damit auch über seinen Weihbischof Dominikus Schwaderlapp sowie den Hamburger Erzbischof Stefan Heße werde vermutlich im September fallen.
Die Geduld des Hamburger Diözesanadministrators Ansgar Thim, der das Erzbistum leitet, seit Heße seine Ämter ruhen lässt, ist jedoch schon jetzt am Ende. Er werde keine Gremiensitzungen mehr einberufen, solange alles in der Schwebe sei, erklärte er. Fünf Monate ohne Reaktionen aus dem Vatikan seien unerträglich.