Gottesfragen
Der Schatten unserer Existenz
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Was macht den Menschen böse? Diese quälende Frage beschäftigte schon den griechischen Tragödiendichter Sophokles vor bald 2500 Jahren: »Vielgestaltig ist das Ungeheure, aber nichts ist ungeheurer als der Mensch.« Ähnlich Francisco de Goya (1746-1828) in Reaktion auf die Napoleonischen Kriege: »Ich fürchte keine Kreatur außer einer: den Menschen.« Drastischer formulierte es Georg Büchner 1835 in seinem Werk »Dantons Tod«: »Was eigentlich ist das, was in uns hurt, lügt, stiehlt und mordet?« Angesichts zweier Weltkriege, unzähliger Ermordeter in den Konzentrationslagern, den Grausamkeiten der Gegenwart und der Gefahr eines globalen Atomkrieges kann einem in der Tat alle Hoffnung auf ein friedliches Miteinander vergehen.
Was Sophokles, Goya und Büchner und noch viele andere formulieren, refl
Gisela Johann 23.09.2022:
Ich habe im Studium der Theologie (Examen 1970) den Begriff der »strukturellen Sünde« kennengelernt und habe ihn so verstanden, dass wir uns in Lebenszusammenhängen befinden können, in denen die Folgen von »fremden Sünden« vorkommen, die wir nicht vermeiden können, ohne zum Beispiel anderen zu schaden. Ich habe meine Oberstufenschüler darauf hingewiesen, dass wenn ich jetzt (also in den Jahren ab 1972) mein Auto abschaffe, weil ich erkenne, dass die Abgase klimaschädlich sind, und außer mir tun das noch viele andere, dann werden die Autoverkäufer, Werkstätten, Tankstellen und andere das wirtschaftlich spüren. Die Schüler haben das Dilemma nachvollziehen können; je nachdem, wie gut es gelang, habe ich dann erläutert, dass die Erbschuld so etwas wie die strukturelle Sünde sein kann. Dann bewirkt Taufe nicht einfach ein Wegwischen eines Makels, sondern die Eingliederung in eine Glaubensgemeinschaft, die berufen und befähigt ist, sich diesen schuldhaften Strukturen entgegenzustellen beziehungsweise sie möglichst nicht weiter zu transportieren oder sie wenigstens bewusst zu machen.