Ökumenischer Rat der Kirchen
Wider die billige Einheit
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Als der Berliner Theologe Helmut Gollwitzer von einer Tagung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) im Jahr 1966 zurückkam, hatte er eine eindringliche Erfahrung zu verdauen: Ein Christ aus Mosambik, das damals noch gegen die Kolonialmacht Portugal kämpfte, hatte ihm stracks erklärt: »Du bist nicht mein Bruder!« Als Europäer sei er verstrickt in die neokoloniale Ausbeutung der Industrieländer. Bruder könne er erst werden, wenn er sich von dieser Praxis löse. Gollwitzer war nicht düpiert, sondern stellte sich der Herausforderung: Zwei Jahre später war er bei der bisher letzten Vollversammlung des ÖRK auf europäischem Boden in Uppsala 1968 dabei; im selben Jahr erstattete er der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) einen leidenschaftlichen Bericht von dort und sprach über »die Verantwortung der Christenh
Peter Lehmann 23.09.2022:
Ich denke, Christoph Fleischmann hat es auf den Punkt gebracht, wenn er im Editorial fragt: »Sind wir so provinziell?« Ich konnte zwischen 1984 und 1990 in der damals noch bestehenden Subunit on Education des Ökumenischen Rates der Kirchen mitarbeiten. Es war für mich die wichtigste und ergiebigste Zeit im Leben und Beruf. Und heute? Sowohl Gesellschaft als auch Kirche samt ihren Medien sind verstummt. Die Vollversammlung in Karlsruhe ist zu einer Randerscheinung geworden. Deswegen war ich auch so neugierig, heute Publik-Forum zu erhalten. Wenigstens sieben Seiten (einschließlich Fotos) sind zusammengekommen. Thematisch? Sehr knapp. Schade.
Horst Ritter 23.09.2022:
Sucht das Einende und arbeitet gemeinsam. Das Letzte, was unsere Kirchen brauchen, ist Streit. Die Erwartungen der Gläubigen sind unter anderem gemeinsame Glaubensüberzeugungen, die unser gemeinsames Handeln bestimmen. An der Basis geht das ganz gut. Die »Kirchenleitenden« scheinen davon ziemlich weit weg zu sein. Herr Professor Bastian aus Bonn sagte wiederholt: »Es ist ein Wunder, dass es die Kirche trotz der Kirche noch gibt!«
Ulrich Duchrow 23.09.2022:
Kein Wort über Völkerrecht und Menschenrechte in dem Artikel von Matthias Drobinski zur Frage Palästina–Israel auf der kommenden Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Karlsruhe. Zu sagen, dass Israel ein Apartheidstaat ist, bedeutet nicht eine moralische Gleichsetzung mit Südafrika, sondern ist von allen seriösen Menschenrechtsinstitutionen einschließlich Amnesty International und der Uno aufgrund geltenden Völkerrechts wissenschaftlich nachgewiesen worden. Stattdessen zitiert Drobinski Meinungen und Unterstellungen von interessierter Seite – und den deutschen Bundestag mit seiner Resolution, die unterstellt, die Boykottbewegung BDS sei antisemitisch. Er hat offenbar nicht wahrgenommen, dass alle Gerichte bis hin zum Bundesverwaltungsgericht und zum Europäischen Menschengerichtshof festgestellt haben, dass BDS unter das Grundrecht der Meinungsfreiheit fällt und somit der Bundestagsbeschluss grundgesetzwidrig war. Im Übrigen fordert das Kairos-Palästina-Solidaritätsnetz nicht, »dass die Kirchen in Deutschland und der Welt sich klar auf die Seite der Palästinenser stellen« – was in Deutschland so gelesen wird, als müsse man dann gegen Israel sein. Sondern es fordert, dass die Kirchen sich um der Zukunft beider Völker willen klar auf die Seite des Rechts stellen. Gerade viele jüdische Menschen in den USA und in Israel fürchten um die Zukunft Israels, wenn es sich weiterhin rein auf Gewalt und nicht auf Recht gründet.