Leserbrief
Besorgte Bürger?
Zu: »›Die AfD bietet Aufwertung und Identität‹« (14/2023, Seite 12-16)
Die nationalistische Orientierung der AfD bedeutet: Es sollen in Deutschland nur noch Biodeutsche mit drei Generationen-Ahnennachweis leben und herrschen dürfen. Passdeutsche sind abzuschieben. Was bedeutete das konkret für Deutschland: Religionsgemeinschaften, Gesundheit, Dienstleistungen, Arbeit und Soziales, Alltag? Dieser Realitätscheck ist überfällig, statt nur die ideologischen und sonstigen internen Machtkämpfe breitzutreten. Deutschland in selbstgewählter, nationalistischer Isolation nach zehn Jahren AfD-Alleinherrschaft. Wer beschreibt das mal – konkret? Dietrich Horstmann, Duisburg
Aufgewachsen bin ich unter der Herrschaft des fundamentalistischen Hasspredigers Franz-Josef Strauß. Was Kirchgänger und CSU-Wähler einem da an den Kopf warfen, würde heute noch der AfD zur Ehre gereichen. Die Niedertracht der »Mitte« der Gesellschaft hat sich seit jeher trefflich artikuliert und die Gemäßigteren in Geiselhaft genommen. Nur tut sie das heute vorwiegend in einer eigenen Partei, gegen die man sich abgrenzen könnte – wenn man denn wollte. Rupert Keuzpaintner, Landshut
Zu Ihrem Essay über AfD-Wähler sei angemerkt, dass meine Freunde aus dem Osten berichten, wie der Exodus von Menschen und Läden zu einer Fremdheit in der liebgewordenen Heimat führt. Protestwahlen? Oft sogar Überzeugungswahlen, weil vor Ort eine Selbstabschaffung beklagt wird, die ohne Krieg und Diktatur den Niedergang all dessen beschleunigt, was als lebensfördernd, kulturerhaltend und existenzsichernd erfahren wird. Vernachlässigte Orte kirchlichen Lebens werden doppelt bestraft nach dem unerträglichen Slogan: Wo sich nur wenige Menschen zum Sonntagsgottesdienst einfänden, lohne sich der Betrieb eines Kirchengebäudes auch nicht mehr. Peter Pypelinx, Hamburg
Publik-Forum EDITION
»Das Ende des billigen Wohlstands«
Wege zu einer Wirtschaft, die nicht zerstört.»Hinter diesem Buch steckt mein Traum von einer Wirtschaft, die ohne Zerstörung auskommt. / mehr
Wenn ich den Medien glauben soll, dann gibt es NUR besorgte Bürger! Wenn ich in mein Umfeld hineinschaue, dann gibt es sehr wenige besorgte Bürger! Was trifft zu?
Besorgte Bürger sind zum Beispiel jene alten Menschen, die nicht wissen, wie sie finanziell über den Monat kommen! Besorgte Bürger sind zum Beispiel jene jungen Familien, die sich ein Haus bauen woll(t)en und es nicht mehr bezahlen können! Besorgte Bürger sind jene vielen Kranken, die niemanden haben, der sie ganzheitlich versorgt. Ob es davon sehr viele gibt oder sehr wenige, scheint mir im Einzelfall völlig egal zu sein! Besorgt sein MUSS eines der reichsten Länder der Erde, dass es überhaupt diese vielen Einzelfälle gibt! Wolfgang Zopora, Bad Alexandersbad
Die Schuld nur bei »der Politik« oder »dem Kapitalismus« oder »der Presse« zu suchen, drückt sich vor einem weiteren Problem. Wir Bürgerinnen und Bürger haben eine Holschuld; wir haben die Pflicht, uns zu informieren. Das ist in den hektischen Zeiten der Social Media und der Zersplitterung der Informationswelt kaum zu schaffen – ja sogar unmöglich für Leute, die alle Hände voll zu tun haben, um überhaupt über die Runden zu kommen. Ein weiterer Punkt: Vielleicht ist Ostdeutschland auch ein Hinweis darauf, wohin ganz Deutschland zusehends gerät. Hermann Pütter, Neustadt