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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 16/2024
Der Inhalt:
Leben & Kultur

Filmtipp
Die unsichtbaren Musikerinnen

Sie sangen in Gottesdiensten, waren Waisen und sehnten sich nach Freiheit: Margherita Vicarios Film »Gloria!« setzt ihnen nun ein Denkmal.
von Birgit Roschy vom 27.08.2024
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Kino. Venedig im Jahr 1800: Im Ospedale Sant’Ignazio, einer katholischen Musikschule für Waisenmädchen, ist die Welt noch in Ordnung. Zwar hören die Mädchen Gerüchte über einen Napoleon und die Ideen von Liberté, Egalité, und Fraternité. Doch sie sind weiter der Willkür von Kapellmeister Perlino ausgeliefert. Der Alte ist noch garstiger als gewohnt, muss er doch binnen eines Monats mit seinen Schülerinnen eine Eigenkomposition einüben. Der Papst hat seinen Besuch angekündigt und will ein Konzert mit den Chormädchen hören. Während sich der Maestro verzweifelt mit dem Komponieren abmüht, entdeckt die Magd Teresa, genannt »Die Stumme«, in einem Schuppen eine Wundermaschine: ein Pianoforte, Prototyp eines Klaviers. Zuerst klimpert Teresa, die keine Noten lesen kann, heimlich vor sich hin. Dann gesellen sich die Musikschülerinnen zu ihr. In improvisierten »Sessions« lassen die Mädchen ihren Gefühlen freien Lauf, verleihen ihren Schicksalen musikalisch Ausdruck und nehmen diese schließlich in die Hand: Es ist der Sound der Rebellion, der die Verhältnisse zum Tanzen bringt. Regisseurin Margherita Vicario, die auch Musikerin und Songwriterin ist, setzt mit ihrem Musikfilm den »Figlie di coro«, Waisenmädchen, die in Konservatorien musikalisch ausgebildet wurden, ein Denkmal. Jahrhundertelang wurden diese hoch talentierten, jedoch unsichtbaren Musikerinnen in Gottesdiensten eingesetzt. Spannend ist der Kontrast zwischen der kerzenbeleuchteten Kulisse, die an Gemälde erinnert, und dem mitreißenden Drive der Musik, in der Barockklänge durch jazzige und poppige Elemente ergänzt werden. Unwiderstehlich bringt die Musik den Drang nach Freiheit zu Gehör.

Dieser Artikel stammt aus Publik-Forum 16/2024 vom 30.08.2024, Seite 54
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