Leserbrief
Ein allzu idyllisches Bild
Zu: »Die beseelte Natur respektieren« (14/2024, Seite 32-35)
Die Behauptungen, welche Haltungen und Lebensweisen unsere europäischen Vorfahren und heutige naturnahe Kulturen (gehabt) haben sollen, werden von Andreas Weber weder mit Erkenntnissen aus der europäischen noch der internationalen Ethnologie oder der Vor- und Frühgeschichte belegt. Eine Kultur »ursprünglich« zu nennen, öffnet Tür und Tor für Projektionen – was ist damit gemeint? Ist damit nicht eher eine Sehnsucht ausgedrückt als dass tatsächliche Lebensweisen beschrieben wären? Auch für die Thesen aus der Biologie gibt es keine Nachweise. Wie etwa kann man wissen, dass Fruchtfliegen Schmerzen empfinden? Es ist nicht so, dass ich Anliegen, Kritik und Vision von Andreas Weber nicht teilen würde. Doch es wäre mir lieber gewesen, er hätte es bei einem meditativen Text und der persönlichen Beschreibung seiner Vision belassen – oder eben Erklärungen und Belege in den Artikel eingefügt. Margret Unterstaller, Stödtlen
Andreas Weber zeichnet, wie viele Naturfreunde, von dieser Natur ein idyllisches Bild, das nicht der Realität entspricht. Was ist mit »Fressen und gefressen werden?« Was ist mit Erdbeben, Vulkanausbrüchen, Überschwemmungen, Eiszeiten? Vergessen wir nicht die fünf massiven Zerstörungen, denen jeweils fast alle lebendigen Wesen zum Opfer fielen, lange vor dem Erscheinen des Menschen. Auch wenn man der Meinung ist, dass die Natur nicht beseelt ist, kann man sie durchaus »respektieren«, allerdings indem man ihre unterschiedlichen Seiten differenziert beachtet. Hubert Hausemer, L-Bettembourg