Leserbrief
Die Flut und die Folgen
Zu: »Gottes Versprechen« (15/21, Seite 40-41)
Verbunden mit der von Wolfgang Kessler beschriebenen Energiewende ist ebenfalls eine dringende Wende in unserem Wirtschafts- und Steuersystem notwendig. Die momentane Marktwirtschaft ist fast nur auf Profit, Ausbeutung und Rendite ausgerichtet. Das hat global zu einer gravierenden Spaltung der Gesellschaften verbunden mit extremer sozialer Ungerechtigkeit geführt, verstärkt sogar noch durch die Pandemie. Das Geld und die Vermögen müssen umverteilt und ein anderes Steuersystem etabliert werden. Dazu gehört für mich konkret eine drastische Erhöhung des Spitzensteuersatzes, eine Luxus- und Vermögenssteuer, an der Börse eine Transaktionssteuer und die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens. Das ist mit den zuvor genannten Veränderungen ohne Weiteres finanzierbar. Dadurch wird die Energiewende bezahlbar. Bernhard Weber, Bad Segeberg
Im Artikel von Ulrike Scheffer »Nun sag’, wie hast du’s mit dem Klima« stoßen mir einige Formulierungen unangenehm auf. Ganz am Ende des Artikels lese ich den Satz »Eine rot-rot-grüne Koalition scheint so kaum denkbar, zumal die Linke auch auf anderen Politikfeldern wenig kompromissfähig scheint.« Warum soll nur Die Linke kompromissfähig sein und nicht auch SPD und Grüne? Mit den anderen Politikfeldern ist sicher die Friedenspolitik gemeint. Als Christen haben wir da deutliche Worte von Jesus überliefert bekommen: »Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen!« (Matthäusevangelium 26,52) oder »Biete die andere Wange auch dar …« (Mt 5,39). SPD und Grüne wollen eher den Wehretat weiter erhöhen, Robert Habeck sogar die Faschisten in der Ukraine mit weiteren modernen Waffen aufrüsten. Wohin das führt, sehen wir gerade in Afghanistan und Mali. Die Linke dagegen ist gegen jedwede Auslandseinsätze, möchte den Wehretat senken, keine bewaffneten Drohnen anschaffen, Rüstungsexporte unterbinden und das Geld lieber in friedensbildende Maßnahmen stecken. Welche von diesen drei Parteien liegt da näher an Jesu Empfehlung zur Feindesliebe? Warum soll die Partei, die sich für Frieden und Verständigung einsetzt, Kompromisse mit den Parteien eingehen, die militärische Einsätze im Ausland befürworten? Reinhard Muth, Althütte
Zwar stimmt die Analyse der seitens der Parteien zu erwartenden Politiken bezüglich Klimaschutz und Energiewende durchaus – die am Ende geschlussfolgerte »Wunschkoalition« ist aber gruselig. Eine »grüne« Regierung braucht Druck in Richtung einer sozialen Abfederung der Klimaschutzmaßnahmen, sie braucht Druck hin zu einer sozial-ökologischen Transformation und darf eben keine Angst vor bestehenden Machtverhältnissen haben und die Kosten nicht dem »Normalbürger« aufbürden. So unbequem die Linkspartei mit einigen ihrer Forderungen ist – wenn wir unsere Erde irgendwie noch retten wollen, brauchen wir eine wirklich radikale Änderung der Politik der letzten zwanzig Jahre. Keine Sympathien und bei der Wahl keine Stimmen für die VertreterInnen des »Weiter so«! Thomas Röver, Braunschweig
Publik-Forum EDITION
»Das Ende des billigen Wohlstands«
Wege zu einer Wirtschaft, die nicht zerstört.»Hinter diesem Buch steckt mein Traum von einer Wirtschaft, die ohne Zerstörung auskommt. / mehr
Es überrascht, dass Notger Slenczka, Professor an der Humboldt-Universität, zum menschenverursachten Klimawandel »scheinbar« und »mutmaßlich« schreibt. Und das genau in der Woche, in der die Eindeutigkeit Tausender Studien vom Weltklimarat bestätigt wird. Es verstört, dass wir Leser einsehen sollten, dass es keine gemeinsame globale Anstrengung geben wird. Als Teil der lebendigen Natur trägt der Mensch den Willen zum Leben in sich. Im zuversichtlich tätigen Christen, der wie Jesus klaffende Wunden zu heilen versucht, wird die Kraft des Reiches Gottes sichtbar. Norbert Kneib, Wittlich
Notger Slenczka benutzt die berühmte Sintflut-Geschichte (Genesis 6-8) dazu, die aktuelle Hochwasserkatastrophe als Teil des den Menschen immer schon drohenden Unwetters, allenfalls als Ausdruck des »unvermeidbaren Klimawandels«, darzustellen und alle Sorgen und Mühen um die Begrenzung des Klimawandels als »technokratische Hybris« und Welt- oder Klima-Retter-Allüren zu denunzieren. »Die Welt ist in Gottes Hand« – diese bekannte und oft genug als billige Trostwahrheit benutzte Formel bildet dann das Schlusswort seiner Auslegung. Dieser Auslegung möchte ich von der gesamten Schöpfungsgeschichte (Gen 1-11) her widersprechen: Ja, Überschwemmungen hat es immer schon gegeben, aber die Bibel sieht sie keineswegs einfach als Verhängnis oder als unvermeidliche Naturereignisse, sondern primär als Auswirkungen menschlicher Gier und Bosheit. Die scheinen zwar zur menschlichen DNA zu gehören (Gen 6,5), aber Gott resigniert nicht vor der menschlichen Natur, sondern eröffnet uns Menschen eine neue Geschichte. Oskar Greven, Soest