Leserbrief
Theorie und Praxis
Zu: »Zu viele Akademiker in Deutschland?« (15/22, Seite 8)
Professor Mandry sagt: »Die Akademisierung der Pflege- und Erziehungsberufe zeigt den gestiegenen Stellenwert der Arbeit.« Der Umkehrschluss wäre: Ohne Akademie bleibt der Stellenwert der Arbeit niedrig. Schlimmer noch: »Herzensbildung« zählt selbst bei diesen Berufen nicht zur Bildung! Züchten wir kluge Leute und warten ab, ob sie vielleicht mal weise werden, empathisch und herzlich, mit gleicher Wertschätzung für Müllfahrer und Professoren? Und noch etwas irritiert mich bei Herrn Mandrys Zukunftsvision: »Immer noch arbeiten zu wenige Frauen in Vollzeit.« Was sagt die Statistik? Sind das verwöhnte Töchter? Oder Frauen, die Angehörige pflegen? Oder Mütter, die nach der Teilarbeitszeit zur zweiten Schicht nach Hause eilen? Vom »lebenslangen Lernen« sprach man übrigens schon vor 30 Jahren und weitere 30 Jahre zuvor haben es schon unsere Eltern praktiziert, ohne die Vokabel zu kennen. Ich bin gespannt, ob die angedeutete Lösung praktikable Möglichkeiten für Wege aus dem Dilemma zeigt!
Brigitte Lange, Dresden
Aus meiner beruflichen Tätigkeit als Berufsschullehrer habe ich den Eindruck, dass junge Menschen immer seltener an praktische Tätigkeiten herangeführt werden. In der allgemeinbildenden Schule fehlt der Werkunterricht oder die Erfahrung mit einem Schulgarten. Stattdessen propagieren Politiker die Digitalisierung. Wenn dann Lehrer statt des Schülerexperiments einen Film auf dem Tablet zeigen, um die Zentrifugalkraft darzustellen, brauchen wir uns über die Entfremdung von der Realität nicht zu wundern. Wolfgang Elsasser, publik-forum.de
Publik-Forum EDITION
»Das Ende des billigen Wohlstands«
Wege zu einer Wirtschaft, die nicht zerstört.»Hinter diesem Buch steckt mein Traum von einer Wirtschaft, die ohne Zerstörung auskommt. / mehr
Mir scheint das duale Studium die beste Berufsqualifikation zu sein. In meinen Augen ist ein Akademiker ohne praktische Ausbildung auf irgendeinem Gebiet auch nicht »qualifiziert«, was man an dem Heer von BWL-Akademikern in der Wirtschaft und Verwaltung, Politologen und ähnlichen Nur-Akademikern in gesellschaftlichen Führungspositionen, zum Beispiel als Abgeordnete im Bundestag, sieht. Unter diesem Aspekt gibt es zu viele Theoretiker und zu wenige Praktiker. Eugen Kayser, publik-forum.de