Drei Lebenslinien in der Seelsorge

Wer in der seelsorgerlichen Praxis arbeitet, weiß darum, wie schnell im Gespräch vom Gegenüber seine beziehungsweise ihre Lebensgeschichte - oder Abschnitte daraus - erzählt wird. Der Seelsorger beziehungsweise die Seelsorgerin werden dabei nicht nur in diese Geschichte des anderen einbezogen, sondern sie werden unweigerlich in ihre eigene Lebensgeschichte verstrickt, so wie sie umgekehrt ihrerseits die ihnen von den anderen erzählte Lebensgeschichte mit beeinflussen. Insofern es sich um eine seelsorgerliche Kommunikation handelt, ist darin - ausdrücklich oder nicht - noch eine weitere Lebensgeschichte präsent, nämlich die Lebens- und Liebesgeschichte Gottes mit den Menschen. Diese komplexe Gestalt der Seelsorge als »Beziehungsgeschehen zwischen drei Lebensgeschichten« im Einzelnen theoretisch aufzuschlüsseln, um sie praktisch bewusster gestalten zu können, hat sich die vorliegende Arbeit zum Ziel gesetzt. Der Ertrag dieser gehaltvollen Studie ist beachtlich: Die seelsorgerliche Praxis gewinnt eine theologisch tragfähige Grundlage und viele Anregungen zu ihrer konkreten Gestaltung in den einzelnen Bereichen ihres dreifachen Beziehungsnetzes.