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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 18/2021
Der Inhalt:
Politik & Gesellschaft

Kriegskinder
Das Ende des Verschweigens

Lange hat man der Kriegsgeneration eine »Unfähigkeit zu trauern« attestiert. Die Nachkriegskinder warfen ihren Eltern vor, die Gräuel des Kriegs und der Nazizeit »totzuschweigen«. Dem Autor Jürgen Wiebicke ist es gelungen, mit seiner Mutter in den Monaten vor ihrem Tod über all das zu sprechen.
von Eva-Maria Lerch vom 04.10.2021
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Der Autor Jürgen Wiebicke (Foto: © Bettina Fürst-Fastré)
Der Autor Jürgen Wiebicke (Foto: © Bettina Fürst-Fastré)
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Publik-Forum: Herr Wiebicke, Sie haben Ihre Mutter in den Monaten ihres Sterbens begleitet – und erst da hat sie Ihnen all die erschütternden Kriegserlebnisse erzählt, die sie bis dahin verschwiegen hatte. Wie kam das?

Jürgen Wiebicke: Meine Mutter hat – wohl weil sie spürte, dass ihre Zeit knapp war – plötzlich angefangen zu erzählen, und zwar anders als vorher: Raus aus den Erzählroutinen, weg von den Anekdoten. Rein in das, was für sie echte existenzielle Wucht hat. Als ich das verstanden habe, sagte ich: »Mama, stopp. Ich würde das gern aufschreiben.«

Daraus ist ein Buch geworden: »Sieben Heringe. Meine Mutter, das Schweigen der Kriegskinder und das Sprechen vor dem Sterben«.

Wiebicke

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Schlagwort: Eva-Maria Lerch
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Jennifer Nicolay 22.10.2021:
Vor einigen Jahren habe ich in Publik-Forum ein Interview mit der Psychotherapeutin Luise Reddemann zu transgenerationalen Kriegstraumata gelesen, das mich seither begleitet. Dadurch wurden mir Denkmuster in meiner und anderen Familien bewusst. Nun bin ich am Interview mit Jürgen Wiebicke hängengeblieben. Ich fand es rührend, wie er und seine Mutter in den letzten Monaten ihres Lebens eine andere Ebene ihrer Beziehung über das Erzählen von der Kriegszeit erreichen konnten. Meine Großmutter war im Krieg Kind, auch sie hat in den letzten Jahren viel über ihre Vergangenheit erzählt. Sie ist kürzlich verstorben und ich habe das Gefühl, viel von ihr und ihrem Leben verstanden zu haben.

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