Integration im Mikrokosmos Klassenzimmer
Kino. »Versuch mal, das zu erklären«, lautet eine häufige Aufforderung von Lehrer Bachmann an seine Schüler. Er unterrichtet die sechste Klasse einer Gesamtschule im hessischen Stadtallendorf. Seine 19 Schüler stammen aus 12 Herkunftsländern, sind Nachkommen der Gastarbeitergeneration, von Aussiedlerfamilien oder neu Zugewanderte. Er versucht, sie zum Reden zu bringen. Nicht nur, damit sie mit dem Erlernen der deutschen Sprache die wichtigste Hürde der Integration bewältigen, sondern auch, damit sie von sich erzählen, Selbstvertrauen, Geduld und Solidarität entwickeln. Hapert es mit dem Sprechen, bringt er sie zum Singen. Ein Schulhalbjahr lang wird in dieser epischen Studie, die auf der Berlinale mit einem silbernen Bären ausgezeichnet wurde, die aufgeweckte Klasse und ihr engagierter Lehrer beobachtet. Er ist selbst ein bunter Hund und hat, mehr instinktiv als pädagogisch verkopft, unkonventionelle Methoden entwickelt, um den Schülern gerecht zu werden. Der Mann mit Strickmütze ist mal strenger »Pauker«, mal zugewandter Sozialarbeiter und nimmermüder Animateur, der zur Gitarre singt und die Klasse zu einem Begleitorchester schmiedet. Gemeinsamkeit stiftende Rituale sind so wichtig wie Mathe. Und wenn sich das Schuljahr dem Ende zuneigt, sind einem die Kinder, deren Entwicklung man mitverfolgt hat, ans Herz gewachsen. Ein meisterlicher Dokumentarfilm, der im Mikrokosmos des Klassenzimmers zeigt, wie Integration gelingen kann.