Leserbrief
Person oder Liebe?
Zu: »Die Dreieinigkeit der Liebe« (16/21, Seite 35)
Die Dreieinigkeitslehre war ein Versuch der alten Kirche, aber wir brauchen sie nicht mehr! Eine »Dreieinigkeit der Liebe« ist doch eine gekünstelte Dreiecksbeziehung von drei Personen! Sehr gut beschreibt der Verfasser, dass und wie der »zentrale Name für Gott im Neuen Testament die Liebe ist«. »Gott selbst ist lebenstiftende Beziehung.« Das heißt doch im Klartext, dass Gott keine Person ist, sondern eben die Liebe, die Jesus als neue Wirklichkeit erlebte und uns weitergab. Das wäre meine Gottesfrage: Warum wird selbstverständlich Gott als eine Person beziehungsweise drei Personen behauptet, wobei es doch viel wohltuender ist, Gott als lebenstiftende Beziehung zu beschreiben? Reinhard Müller, Waldhufen
Jesus selbst hat stets an der Differenz zwischen Gott und Mensch festgehalten und auch die vertrauensvolle Verbundenheit mit seinem Vater nie als ontologische Wesensverwandtschaft verstanden. Aus der innigen Vertrauensbeziehung zu Gott folgt keineswegs – weiter gedacht – ein trinitarisches Konzept. Joachim Negel versucht, mithilfe des Begriffs der Liebe eine Brücke zu schlagen zwischen Jesu »Gottesintimität« und einem trinitarischen Gottesgedanken. Aber das ist meines Erachtens nicht überzeugend, denn wenn Liebe verstanden wird als »der radikale Selbstempfang aus den Händen eines anderen, an den man sich seinerseits ganz verschenkt«, dann mag das zum Teil für die Liebesbeziehung zweier Menschen gelten, aber nicht für die Beziehung Gottes zu uns Menschen. Seine Liebe besteht darin, dass Gott seinen Sohn gesandt hat, um die Menschen zu retten. Wennemar Schweer, Rheda-Wiedenbrück