Leserbrief
Zu pessimistisch
Zu: »Mehr Apokalypse wagen?« (16/21, Seite 30-34)
Das Thema hat mich sehr interessiert, aber den Beitrag fand ich schwer lesbar. Ich habe immer versucht, es mir etwas einfacher klarzumachen: Apokalyptik – das ist das Evangelium für Pessimisten. Trotz aller Katastrophen wird es am Ende gut. Die Botschaft Jesu vom nahe herbeigekommenen Reich Gottes – das ist Evangelium für Optimisten. Es entwickelt sich, langsam, manchmal zu langsam. Aber da und dort ist es schon richtig gut. Zwischen den beiden Varianten hat mir mitunter Vaclav Havel geholfen: Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht. Manfred Bauer, Dresden
Gregor Taxachers Behauptung, der »Mensch hat sich in eine permanente Endzeit gebracht«, leitet meines Erachtens auf gefährliche Weise fehl. Diese Sicht lähmt zum einen die Motivation, sich ökologisch zu engagieren, da es ziemlich aussichtslos ist, wenn der Mensch an sich Wurzel des Übels ist. Das aber ist anzuzweifeln. Hundert Konzerne verursachten laut Carbon Majors Database 2017 circa siebzig Prozent des Welt-CO2-Ausstoßes. Das System des unendlichen Wachstums im begrenzten System Erde ist das Problem und nicht der Mensch an sich. Wir können etwas tun, wenn wir uns für eine nachkapitalistische Welt engagieren. Wir dürfen nicht vor der Aufgabe resignieren, dass hier große Probleme zu bewältigen sind. Bernhard Trautvetter, Essen