Die Lügen, die man so erzählt
Kino. Der Unternehmer Vincent strandet mit einer Wagenpanne auf einer abgelegenen Gebirgsstraße. Er wird vom mürrischen Aussteiger Pierre aufgegabelt. Aus pflichtbewusster Gastfreundschaft brät Pierre dem Manager ein Omelette, gewährt ihm ein Nickerchen in der Hängematte – und ist froh, ihn danach wieder los zu sein. Doch als Vincent eine Panikattacke samt anschließender Sinnkrise erleidet, kehrt er zu Pierre zurück und bittet ihn um ein paar Tage Verschnaufpause in dessen Einsiedelei.
Widerwillig überlässt Pierre ihm einen Schuppen. Seine einsamen Tage sind damit unwiderruflich perdu. Die beiden Männer könnten kaum unterschiedlicher sein: Hier der Workaholic, der sich für neue Technologien begeistert und sein Leben auf der Überholspur verbracht hat, dort der Waldschrat, der für Entschleunigung und ein selbstbestimmtes Leben im Einklang mit der Natur steht.
Hinter dieser romantischen Komödie steckt jedoch mehr als der Gegensatz zwischen Stadt und Land, zwischen wahrem und falschem Leben. Es zeigt sich, dass die Begegnung der beiden Männer kein Zufall ist. Denn Pierre kann nicht nur tischlern, Wölfe vertreiben und Fliegenfische basteln. Er hat noch weitere Talente.
So handelt dieser charmante und zugleich unerwartet scharfsinnige Film auch von den Lügen, die man anderen, vor allem aber sich selbst erzählt. Vincent, der Macher und Dampfplauderer, der Dinge in Bewegung setzt, und der nerdige Pierre, der Sand statt Öl im kapitalistischen Getriebe der Welt sein will, entdecken unvermutet Gemeinsamkeiten.
Und weil dies ein französischer Film ist, sind seine komplexen Botschaften in eine luftige Alpenidylle eingebettet, die einen selbst vom Aussteigen träumen lässt. Und gut gekocht wird auch.
Die einfachen Dinge (F 2023).
Film von Eric Besnard, 96 Min. O.A.