Leserbrief
Wider die Natur
Zu: »Triumph über den Tod« (16/2023, Seite 12-16)
Zweimal habe ich den Artikel »Ewig leben« gelesen. Bisher konnte ich mir die Hölle nicht vorstellen. Nun weiß ich, was Hölle ist: immer leben müssen ohne Hoffnung auf Veränderung. Sonnhild Thiel, Karlsruhe
Der Tod gehört zum Leben. Er ist der Garant für den ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen auf unserer Erde. Alles, was wir tun, um »ewig zu leben«, bewegt sich in einem Bereich, der für manchen erstrebenswert erscheinen mag, für die Menschheit insgesamt aber katastrophale Folgen haben kann. Vor 50 Jahren haben uns Wissenschaftler aus aller Welt (Club of Rome) mit ihren Berechnungen in ihrem Bericht zur Lage der Menschheit die Folgen aufgezeichnet, die die Überschreitung der Wachstumsgrenzen für die Zukunft haben wird. Damals ungläubig belächelt, wissen wir heute, wie recht sie hatten. Die Folgen des Klimawandels sind unübersehbar groß. Es ist zu hoffen, dass die Forscher, die antreten, das Altern des Menschen zu stoppen, keine weitere Katastrophe heraufbeschwören. Ich bin Christ. Ewiges Leben auf diesem Planeten wider alle Gesetze der Natur erscheint mir nicht erstrebenswert. Wilhelm Kappelhoff, Coesfeld
Triumph über den Tod – welch ein absurdes Unterfangen! Welch eine Unkenntnis über die Natur, über den Kreislauf des Werdens und Vergehens. Die jungen Klimaaktivisten erscheinen mir da wesentlich fortschrittlicher. Sie wissen, dass der Planet Erde mit einem noch nicht irreversibel zerstörten Ökosystem die einzige Überlebenschance ist. Und dies entweder für alle oder für keinen. Horst Dittrich, Oelde
Publik-Forum EDITION
»Das Ende des billigen Wohlstands«
Wege zu einer Wirtschaft, die nicht zerstört.»Hinter diesem Buch steckt mein Traum von einer Wirtschaft, die ohne Zerstörung auskommt. / mehr
Sie haben nichts darüber geschrieben, wie sich die gelbe Pille auf das Berufsleben auswirken würde. Aus Gründen der Rentenfinanzierung könnte man wohl kaum mit 65 in den Ruhestand gehen, sondern müsste – je nach Sorte der Pille – bis zum 170. oder 450. Lebensjahr arbeiten. Dies würde auch für den Dachdecker oder Feuerwehrmann gelten. Für einen Künstler wäre dies möglicherweise eine traumhafte Perspektive. Man stelle sich vor, Mozart oder Rossini hätten das Vielfache komponiert. Die allermeisten Berufstätigen sind aber abhängig beschäftigt. Also 200 bis 400 Jahre an der Kasse oder als Buchhalterin? Ich meine, wir deponieren die gelbe und grüne Pille besser im Bereich Utopie. Helmut Schmidt, München
Der Hauptthese von Thomas Ramge stimme ich zu. Es ist keineswegs wünschenswert, unsere menschliche Lebensdauer bis ins Unendliche hinein zu verschieben. Allerdings blieb am Ende des Artikels ein bitteres Gefühl. Er macht alten Leuten über 70 Jahren, die aus biologistischer Sicht eigentlich schon mit 60 Jahren tot sein sollten, ein schlechtes Gewissen! Außerdem schimmert überall die medial aufgestachelte Angst vor Überbevölkerung durch. Gudrun von Düffel, Berlin