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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 19/2017
Der Inhalt:

Gefährliche Verblendung

In der Katalonienkrise muss die EU vermitteln – den Vernünftigen zuliebe
von Anne Strotmann vom 13.10.2017
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Die katalanischen Separatisten leben in einer Traumwelt, wenn sie glauben, ohne Spanien besser dran zu sein. Ihre wirtschaftliche Stärke würde sich in einem isolierten Land nicht lange halten. Doch eigentlich geht es hier um Regionalstolz – und alte Wunden. Die Separatisten nutzten die Erinnerung an die Militärdiktatur und verkauften das verfassungswidrige Referendum als zivilen Ungehorsam gegen den spanischen Staat. »No pasarán!« – »Sie werden nicht durchkommen!« Diese Bürgerkriegsparole der Verteidiger der demokratischen Spanischen Republik macht absurderweise den heutigen (konservativen, aber demokratischen) spanischen Staat zum faschistischen Feind. Diese Opferhaltung wurde am Tag des Referendums zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Um es deutlich zu sagen: Das autoritäre Vorgehen Spaniens am Wahlsonntag war unverantwortlich, und auch die scharfe Kritik des Königs goss Öl ins Feuer. Zu lange haben beide versäumt, sich für die Aufarbeitung der Diktatur einzusetzen. Die Folgen sieht man jetzt, wo sich das katalanische Trauma zur ideologischen Verblendung verhärtet hat. Die Separatisten verstehen sich als demokratisch und links, handeln aber populistisch und unverantwortlich, indem sie die Eskalation schüren. Die Situation ist verfahren, gefährlich und provoziert Nachahmer. Viele Spanier wissen, dass diese Krise kein Fußballspiel ist, bei dem man sich auf eine Seite schlägt; dass am Ende jeder verliert. Nicht einmal die Hälfte der Katalanen hat sich an der illegalen Abstimmung beteiligt. »Lasst uns reden!«, hört man derzeit auf den Straßen. Dieser demokratischen Stimme zuliebe muss die EU jetzt vermitteln, auch wenn sie sich in innerstaatliche Angelegenheiten formal nicht einmischen darf. Die Lage ist explosiv. Zu Verhandlungen gibt es keine Alternative.

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