Verschieden ist das neue Normal
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Jugendroman. »Manchmal muss man seinem Glück in den Hintern treten. Ich bin jetzt schon über 13 Jahre alt und nicht einmal der Spiegel scheint mich zu bemerken.« Mit diesen Sätzen beginnt die Geschichte der Icherzählerin Naomi, die ihrer Wahrnehmung nach in der Klassenhierarchie auf Platz 15 liegt und damit hadert, dass ihr Schwarm Gustav nicht zu wissen scheint, wie sehr sie in ihn verliebt ist. Was beginnt wie ein typischer Auftakt für einen konventionellen Jugendroman, entwickelt dank eines ungewöhnlichen Protagonisten und der Erzählkunst Anja Janottas eine unterhaltsame Tiefe: In der Klassenhierarchie gibt es noch zwei Ränge unter Naomi; nach ihr kommt Adrian, der zwar sehr intelligent ist, aber eine Form von Autismus hat und ungefähr so empathisch rüberkommt wie ein Zollstock. Naomi entdeckt im Regal ihrer Mutter eine »Checkliste zum Verlieben« mit 36 Fragen, die sich zwei Menschen stellen sollen, um sich anschließend ineinander zu verlieben. Naomi will das an Adrian testen. Und Adrian, dem Ironie und Spontaneität fremd sind und dessen Tage bis auf die Sekunde durchgeplant sind, lässt sich auf das Experiment ein, allerdings zu seinen Konditionen. Auf die Beantwortung der Frage »Wie nah bist du deiner Familie?« muss Naomi lange warten, weil Adrian erst einmal recherchiert – und von seinem Vater einen Gentest verlangt. Was diesen Roman besonders macht, ist der leichte, weder banale noch belehrende Ton, mit dem es Anja Janotta gelingt, die Annäherung und das innere Erleben ganz unterschiedlicher Jugendlicher zu zeigen, ohne das Klischee vom emotionslosen Asperger zu bedienen. Stattdessen zeigt die Autorin auf spannende und witzige Weise, wie verschieden Menschen die Welt wahrnehmen und wie es dennoch gelingen kann, einander verstehen zu lernen. Oder sich gar ineinander zu verlieben. Die Geschichte einer besonderen Freundschaft, mit Charakteren, die einem ans Herz wachsen, und der Botschaft, dass Verschieden das neue Normal ist.