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Mitmenschlichkeit ohne Religion

von Alexandra Kemmerer vom 20.10.2006
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Julian Nida-Rümelin
Humanismus als Leitkultur
C. H. Beck. 224 Seiten. 22,90 EUR

Kommt es im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Politik zu Konflikten, schlägt sich der Philosoph Julian Nida-Rümelin, Gerhard Schröders zweiter Kulturstaatsminister und inzwischen Professor für politische Theorie und Philosophie an der Universität München, nach eigenem Bekunden immer auf die Seite des klaren Sacharguments. Umso mehr irritiert es, dass er im Titel seines anregenden Bandes den Begriff der »Leitkultur« bemüht. Dabei zeigt die Sammlung kleiner Reden und Beiträge aus den Jahren 1996 bis 2005 - Plädoyers für einen erneuerten Humanismus gegenseitigen Respekts und umfassender Persönlichkeitsbildung ?, dass sich Wissenschaft und Politik durchaus viel zu sagen hätten. Manche Argumente bleiben blass - die Ökonomisierung des Lebens mögen wir schließlich alle nicht, Tugenden dafür umso mehr. Dann aber wieder, wenn es etwa um die Kulturpolitik als Medium der Integration geht, locken die Texte zum intellektuellen Streit. Nida-Rümelins matt schimmernder Humanismus dreht sich um die Achse Rom - Athen; Jerusalem bleibt außen vor. Neben griechischer Klassik und römischer Staats- und Rechtstradition, den »beiden Grundpfeilern der europäischen Kulturgeschichte«, gibt es für die Religion keinen Platz. Sie scheint nur im Szenario drohender Glaubenskriege auf.

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