Kolumbien: Kirche haftet für Missbrauch
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Papst Franziskus forderte jüngst in den USA, Verbrechen des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen durch Geistliche dürften »nicht länger geheim gehalten werden«. Das katholisch geprägte Kolumbien übernimmt als erster Staat Lateinamerikas dabei eine Vorreiterrolle: Der heute 73 Jahre alte Priester Luis Enrique Duque verbüßt seit 2009 eine 18-jährige Haftstrafe, weil er zwei Flüchtlingsjungen jahrelang missbraucht hatte. Zusätzlich verurteilten ihn die Richter zu rund 200 000 Euro Schadenersatz. Das kann der Priester nicht zahlen. Die Kirche wiederum wollte nicht zahlen. Sie zog von Instanz zu Instanz bis vor den Obersten Gerichtshof in Bogotá. Es sei »eine Beleidigung der Kirche«, sie als Ganzes für die Fehltritte »weniger Einzelner« verantwortlich zu machen, schimpfte Erzbischof Luis Castro Quiroga, der Vorsitzende der Kolumbianischen Bischofskonferenz: »Wie viele Lehrer haben sich an Schülern vergriffen, und nie wurde deshalb die Regierung belangt.« Nun entschied das Oberste Gericht in letzter Instanz: »Die Diözese muss das von ihrem Angestellten begangene Unrecht wiedergutmachen«, sie sei zivilrechtlich verantwortlich. Damit ist ein Weg für Einzel- und Sammelklagen eröffnet. Ak tuell laufen in der Hauptstadt Bogotá 29 Missbrauchsverfahren gegen Priester und Pastoren aus unterschiedlichen Kirchen. Bis Ende 2014 wurden landesweit 1463 Sexualdelikte, die von Geistlichen begangen wurden, zur Anzeige gebracht. Wie sagte doch Papst Franziskus? Die Kirche werde sich »mit eifrigster Wachsamkeit für den Schutz der Minderjährigen einsetzen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen«. Der staatliche Druck nötigt die kolumbianischen Bischöfe zusätzlich, die Weisungen des Papstes ernst zu nehmen und umzusetzen.