Hier lag mein Vater

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Mein Europa ist ein weites Land ohne Grenzen. Selbst im Jahr der Terroranschläge in Paris war der Grenzübertritt nach Frankreich unspektakulärer als zu meinen Jugendzeiten beim Kurztrip zum Gardasee, der mir penible Grenzkontrollen auferlegte und für den ich drei Währungen mit mir führen musste. Heute fahre ich zu Mitbürgern, Nachbarn, Freunden. Ich stehe an einem der unendlichen Felder nordwestlich von Orléans. Hier lag mein Vater am 6. Juni 1944 und war am Verbluten. Der französische Bauer ließ ihn, ein halbes Kind noch, nicht als Feind verrecken, sondern schleppte ihn in sein Ehebett, versuchte die Blutung zu stoppen und fuhr ihn mit dem Pferdekarren ins Lazarett, beschossen von Jagdfliegern. Ich lebe, weil ein Mensch in meinem Vater den Menschen gesehen hat und nicht den Feind. Das ist mein Europa.
