Leserbrief
Pauschalurteile
Zu: »Der falsche Kampf der Linkspartei« (18/22, Seite 10)
Ich ärgere mich über den Nebensatz »gerade in Ostdeutschland, wo nicht wenige der DDR ganz unverhohlen hinterherweinen«. Woher, bitte, nehmen Sie die Gewissheit, dass das der Wahrheit entspricht?! Als in der DDR aufgewachsene Pfarrerstochter ohne Zugehörigkeit zu Pionierorganisation und FDJ und ohne Jugendweihe bin ich sicher nicht der Systemkonformität verdächtig. Ich kenne mehrere Hundert in der DDR aufgewachsene Menschen, aber nicht eine einzige Person, »die der DDR ganz unverhohlen hinterherweint«. Das Verb »hinterherweinen« empfinde ich in diesem Zusammenhang als sehr verächtlich. Solche Pauschalurteile möchte ich nicht in »meiner« Zeitschrift lesen. Almut Nitzsche, Annaberg-Buchholz
Als ehemaligem DDR-Bürger hat mir die SED-Diktatur große Teile meines Lebens diktiert, und ich bin froh, dass diese Zeit vorbei ist. Dennoch sah ich in der Linken nach der Wende einen willkommenen »Stachel im Fleisch« der bürgerlichen Parteien, die nach Zusammenbruch des Ostblocks nichts gegen den Turbokapitalismus taten, der dabei ist, unsere Welt kaputtzumachen. Wenn sich die Linke jetzt selbst zerlegt, finde ich das bedauerlich. Hätte man Putin nach seiner denkwürdigen Rede im Bundestag beim Wort und ins europäische Boot genommen, statt ihn abblitzen zu lassen, hätte er vermutlich den mörderischen Krieg nie entfesseln können. Aber kein noch so großer Fehler der USA und der EU entschuldigt diesen mörderischen Überfall auf die Ukraine. Die hochintelligente Sahra Wagenknecht verwechselt Ursache und Wirkung. Hans Erich Müller, Mühlhausen