»Jesus: ein sympathischer Naturbursche«

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Gerd Lüdemann:
Jesus nach 2000 Jahren.
Was er wirklich sagte und tat.
Zu Klampen. 890 Seiten. 98,? DM (engl. Ausg. London: SCM Press)
In seinem neuen, umfangreichen Hauptwerk widmet sich der Göttinger Neutestamentler und Kirchenkritiker Lüdemann der Frage nach den authentischen Worten und Taten Jesu von Nazaret. Dazu analysiert er die vom mythologisch-kerygmatischen Interesse geprägten Jesustraditionen der ersten beiden Jahrhunderte, in denen ja der historische Jesus vom vergöttlichten Christus des Glaubens weitgehend aufgesogen wurde. Die Resultate sind beachtlich: 90 Worte und Taten, die mit großer Wahrscheinlichkeit auf den historischen Jesus zurückgehen. Davon gehören acht Worte dem apokryphen, gnostischen Thomasevangelium an; zu den bekanntesten Worten zählen: »Liebet eure Feinde« (Matthäus-Evangelium 5,44a) und »Es komme dein Reich« (Mt 6,10a). Mit diesen Ergebnissen stellt Lüdemann manch konservative Theologen in den Schatten, die von weitaus weniger genuinen Jesus-Worten ausgehen. Im Schlusskapitel skizziert Lüdemann das Leben Jesu. Er betrachtet ihn als »schwärmerische Gestalt« und »sympathischen humorvollen Naturburschen«, der möglicherweise als unehelicher Sohn der Prostituierten Maria geboren wurde. Ruhelos wirkte er als Exorzist, Weisheitslehrer und Apokalyptiker und erwartete sehnlich das Reich Gottes. Von der stattdessen gekommenen judenfeindlichen Kirche und ihrer christologischen Lehre indes habe er freilich nichts gewusst. Weder von dieser noch von Jesus, der im Grab verweste, könne man Antworten auf die uns heute bedrängenden Fragen erwarten, weshalb man ihn »zu den Akten legen« sollte. Mit diesem Jesusbild bewegt sich Lüdemann durchaus im Rahmen der neutestamentlichen Forschung. Er hat mit seinem detailreichen Buch ein Kompendium geschaffen, das abseits der kirchlichen Bevormundung auch dem interessierten Laien ermöglicht, sich über die Anfänge der christlichen Religion in der Person Jesu von Nazaret zu vergewissern.
