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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 21/2014
Der Inhalt:

Glückliche Zaungäste in Bonn

vom 07.11.2014
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Politik wird in Parteien und Parlamenten gemacht. Dachte ich jedenfalls. Und war stolz, als junge Redakteurin mittendrin im Zentrum der Politik zu sein: Ende der 1980er-Jahre arbeitete ich im Pressezentrum des Bundestags in Bonn und informierte die Öffentlichkeit über die Gesetzentwürfe und Ausschussberatungen unseres höchsten Parlaments. Am 9. November 1989 aber brach mein altes Politikverständnis jäh in sich zusammen. »Die Mauer ist weg!«, rief jemand über den Behördenflur. Wir schalteten den Fernseher an und sahen Günter Schabowski, der die Öffnung der innerdeutschen Grenze ankündigte. Da ich die Mühlen der Gesetzgebung kannte, verstand ich die Euphorie nicht wirklich, sondern meinte: »Bis da mal die Durchführungsbestimmungen beschlossen sind und wirklich jemand ausreisen kann, vergehen doch noch Monate und Jahre!« So kam es, dass ich am 9. November abends ungerührt ins Bett ging und den Mauerfall verschlief … Als am nächsten Tag die unvergesslichen Bilder aus Berlin um die Welt gingen, waren wir im vermeintlichen Machtzentrum in Bonn nur noch glücklich staunende Zaungäste. Mir wurde klar, dass Politik nicht bloß in Gremien, Papieren und Lobbys lebt, sondern vor allem in den Menschen selbst: Wo sie nachdenken, fragen, wo sie diskutieren, demonstrieren, Kerzen anzünden, nach Freiheit und Gerechtigkeit rufen, da sind die Kraft und das wahre Zentrum der Politik.Eva Baumann-Lerch,

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