Ein Gesicht über den Tod hinaus
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Friedhofskonventionen, kirchliche Bräuche und Riten haben ihre Selbstverständlichkeit verloren. Viele Menschen wählen anonyme Bestattungsformen. So umgehen manche beispielsweise die Friedhofspflicht, indem sie ihre Asche im Ausland mit Baum-Erde vermischen lassen, um im heimischen Garten als Teil der Natur »wiedergeboren« zu werden. Doch auch ein gegenläufiger Trend zeichnet sich ab: Die Menschen suchen nach neuen, individuellen Formen des Gedenkens. Trauernde halten mit persönlichen Gegenständen und Fotos an der Individualität ihrer Toten fest. Bei neunzig Prozent aller Trauerfeiern ist das Gesicht des Toten auf einem Foto anwesend. Diese Entwicklung prägt auch die Friedhöfe: Immer mehr Grabsteine zeigen mittlerweile Porträtbilder von Verstorbenen. Der in Russland und Südeuropa übliche Brauch war auf deutschen Friedhöfen lange tabu. In den 1920er-Jahren führte eine Reformbewegung weg von pompösen Grabstätten, hin zu möglichst gleichen Gräbern. Zwischen den Extremen von Anonymität und individueller Suche nach Trauerformen sieht sich die Kirche herausgefordert: »Wir haben eine Sprache, die auch das Unfassliche benennen kann«, betont Pfarrer Anton Seeberger.