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Dieser Artikel stammt aus
Publik-Forum, Heft 21/2019
Der Inhalt:

Eine Geschichte vom Schauen und Begehren

von Birgit Roschy vom 08.11.2019
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Kino. Im Jahre 1770 reist die Pariser Malerin Marianne auf eine abgelegene bretonische Insel. Offiziell wurde sie von einer verwitweten Gräfin als Gesellschafterin für deren rebellische Tochter Héloïse angeheuert. Mariannes wahrer Auftrag aber lautet, die junge Adelige heimlich zu beobachten und ein Porträt von ihr zu malen. Mit diesem Porträt will die Mutter die von dem Mädchen vehement verweigerte Heirat mit einem Unbekannten im fernen Mailand anbahnen. Doch als Héloïse Mariannes verstohlene Blicke ganz unbefangen erwidert, legt die Malerin bald ihre professionelle Distanz ab. Zwischen Strandspaziergängen, einem kargen Herrenhaus und heimlichem Skizzieren keimt eine Liebe, in der die beiden, zusammen mit einer Kammerzofe, für kurze Zeit ein klassenloses weibliches Utopia verwirklichen. Selten gelingt es einem Film, einen so in den Bann zu ziehen wie diese buchstäblich bildschöne Liebesgeschichte, in der Schauen und Begehren eins werden. Zum Schwärmen sind nicht nur die sorgfältig arrangierten Filmbilder. Das assoziationsreiche Kostümdrama ist auch eine Reflexion über die schöpferische Kraft der Kunst und die Stellung der Frau in der Gesellschaft – ein kleines Meisterwerk, dessen Sinnlichkeit und Aussagekraft lange nachhallt.

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