Leserbrief
Materie, Geist, Energie
Zu: »Von nichts kommt nichts« (19/2023, Seite 36-39)
Sowohl in der Vorstellung der Materie als auch in ihren Organisationsformen und in ihrer Entwicklung zu immer neuen Möglichkeiten sind den Wissenschaftlern auch immer neue offene Fragen begegnet, die das Ganze des Lebens und der Welt nicht zu erfassen vermögen. Darin jedoch einen Hinweis auf die Existenz Gottes erkennen zu wollen erscheint mir wie der Versuch, Gott als den Schöpfer in seiner Schöpfung erweisen zu wollen. Wenn auch die gegenwärtig diskutierte Emergenz viele Fragen offenlässt, so ist es doch wahrscheinlich, dass es in Zukunft dazu neue Erkenntnisse geben könnte. Glaube und Naturwissenschaften sind für mich zwei unterschiedliche Kategorien des Lebens, die nicht zu vermischen sind. Der Glaube gehört zum Wissenschaftler, aber nicht in die Wissenschaft, aus der er bisher immer weiter verdrängt wurde. Gottfried Keller, Berlin
Die Hauptfrage in dem Artikel ging mir nach: Was ist das System, das »radikal Neues« produziert? Die Antwort des Artikels bleibt letztlich in der Schwebe. Mir scheint eine Antwort ist zu finden: »Geist« – universaler schöpferischer Geist. Konkret: Menschlicher Geist ist »Geist vom Geist«, Geist vom universalen Geist, ebenso menschliches Bewusstsein, Sprache und so weiter. Dies wird plausibel, wenn man hört oder liest, wie manche Quantenphysiker ihre Befunde beschreiben und deuten, etwa Hans Peter Dürr (1929-2014). Seine Deutung: Letztlich gibt es nichts Festes im Universum. Es existiert nur »Energie«, Energie in weitestem und höchstem Sinn, schwingende Kraft voller Gestaltungsmöglichkeiten, fähig zu Größtem und Kleinstem. Am ehesten zu deuten als »Geist«, als schöpfungsmächtiger Geist. Dem folgen? Mir hilft es. Ich »komme nicht von nichts«, sondern bin eingebunden in eine große, letztlich geistige Wirklichkeit – in allumfassende schöpferische Wirklichkeit. Jürgen Linnewedel, Garbsen