Film
Von Krähen und Menschen
Kino. Wo Menschen sind, sind auch Krähen. In diesem poetischen, mit schwarzweißer Animation ergänzten Dokumentarfilm werden Streiflichter auf Rabenvögel geworfen, die uns wie schwarze Schatten seit Anbeginn der Zeit begleiten. Das filmische Panorama erstreckt sich von den Schneelandschaften Nordkanadas und Washingtons über den Wiener Prater und des Londoner Tower bis nach Tokio und die Inselgruppe Neukaledonien. Dort erforschen Verhaltensbiologen, wie Geradschnabelkrähen sich aus Zweigen Werkzeug zurechtschnitzen, um nach Maden zu angeln. Die Faszination für die unheimlich kluge Gattung Corvus hat Tradition, wie nicht nur die Rabenkundschafter des germanischen Gottes Odin zeigen. Eine Fabel von Äsop liefert die Inspiration für ein Experiment, in dem ein durstiger Rabe Steine in einen Krug mit Wasser wirft, um den Wasserspiegel zum Ansteigen zu bringen. Krähen begleiten Karibuherden, um sich in trauter Symbiose mit Wölfen Aas zu teilen. Am liebsten aber haben sie es mit Menschen zu tun, die sich von Jägern und Sammlern zu Stadtbewohnern entwickelt haben. Wie Pendler reisen Raben zur Futtersuche tagsüber in die Stadt, plündern Mülleimer, und kehren abends aufs Land zurück. Sie beobachten uns und womöglich lernen sie von uns. Besitzen sie, so die den Film durchziehende These, ein kollektives Wissen über uns Menschen?
Krähen – Die Natur beobachtet uns (Schweiz 2023). Film von Martin Schilt, 90 Min. O.A.