Aus der Redaktion
Nora Bossong liebt die Heilige Messe, zwei Menschen kämpfen um ihre Wohnung, und in Rom passierte ein Sensatiönchen
vor einem Monat bin ich für mein Volontariat bei Publik-Forum nach Frankfurt gezogen. Und obwohl ich eigentlich damit gerechnet hatte, war ich doch überrascht von den hohen Mietpreisen, die mir auf den Internetseiten entgegenschlugen. Und dann noch die Konkurrenz! Auf ein einziges Zimmer bewerben sich durchschnittlich rund 300 Interessierte. Und dabei bin ich noch privilegiert. Wer einen Nachnamen hat, der irgendwie »fremd« klingt, oder kein regelmäßiges Einkommen nebst Schufa-Nachweis erbringen kann, hat ganz verloren.
Wohnen ist ein Menschenrecht. Und doch gibt es in Deutschland rund 50 000 Obdachlose. Wie schnell es gehen kann, dass Menschen ihr Zuhause auch wieder verlieren, beschreibt Sebastian Höhn ab Seite 20. Änne und Janis gehören zu den wenigen Obdachlosen, denen es gelingt, eine eigene Wohnung zu bekommen. Sie richten sich ein und träumen von einer gemeinsamen Zukunft – bis ihnen das Bürgergeld gestrichen wird. Und das ganz ohne Grund. Unsauber geführte Akten und Behördenwillkür führen dazu, dass die beiden bald wieder auf der Straße sitzen könnten
Wenn ich über solche Ungerechtigkeiten nachdenke, werde ich wütend. Kaum auszuhalten ist die Tatsache, dass Menschen mit so ungleichen Voraussetzungen durchs Leben gehen. Auch die Schriftstellerin Nora Bossong findet: »Wenn wir mit offenen Augen durch die Welt gehen, ist sie schwer aushaltbar. Es bleibt so viel Leid ungesühnt, dass wir daran wahnsinnig werden müssten.« Was ihr hilft, damit umzugehen, verrät sie im Interview ab Seite 12.
Publik-Forum EDITION
»Das Ende des billigen Wohlstands«
Wege zu einer Wirtschaft, die nicht zerstört.»Hinter diesem Buch steckt mein Traum von einer Wirtschaft, die ohne Zerstörung auskommt. / mehr
Wie es um die römisch-katholische Kirche steht, für die sich Nora Bossong als Mitglied des Zentralkomitees deutscher Katholiken engagiert – davon berichtet Matthias Drobinski ab Seite 32. Er war für eine Woche in Rom beim Abschluss der Weltsynode und erzählt, an welchen Stellen es zu Eklats kam. Einen »Hauch von Sensation« hat er übrigens auch gefunden. Spannend – aber lesen Sie selbst!
Bei der Lektüre wünsche ich Ihnen viel Freude und anregende Gedanken.
Mathea Willmannist Redaktionsvolontärin bei Publik-Forum.
Foto: privat