Leserbrief
Pazifismus im Krieg
Zu: »›Gewalt zerstört, was sie schützen möchte‹« (20/22, Seite 16-17)
Clemens Ronnefeldt sagt: »Die Nato-Osterweiterung bis an die Grenzen Russlands und vor allem das grundsätzliche Ja zur Aufnahme der Ukraine in die Nato 2008 waren Fehler« und »Ein gemeinsames Haus mit Russland war lange möglich.« Nun, am Beispiel von Schweden und Finnland sehen wir, wie das läuft: Die demokratisch gewählten Repräsentanten bitten um Aufnahme in die Nato und alle Mitgliedstaaten müssen zustimmen. Wäre es besser gewesen, die baltischen Staaten hätten sich freiwillig als Beute zur Verfügung gestellt statt Nato-Mitglied zu werden? Oder wäre nicht andersherum durch eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine der Angriff Russlands verhindert worden? Weiter behauptet er, »eine Schlüsselrolle spielen China und Indien«. Beide Staaten mögen vielleicht keine Lust auf einen Atomkrieg haben, aber so lange sie Territorien besetzt halten, die nicht zu China beziehungsweise zu Indien gehören, scheint mir das Ergebnis der Verhandlungen absehbar zu sein. Peter Walny, München
Ich danke Ihnen, dass Sie dieses Interview mit Clemens Ronnefeldt veröffentlicht haben. Er benennt Beispiele der zivilen Verteidigung und des gewaltfreien Widerstandes aus der Ukraine, Belarus und aus Russland. Er weist darauf hin, dass nur Verhandlungen aus der Gewaltspirale herausführen können und benennt konkrete Akteure. Er nimmt Putins atomare Drohungen ernst und sucht nach Wegen aus dem Dilemma. Ursula Löw, Nordhausen
Clemens Ronnefeldt vertritt in bewundernswerter Klarheit und Präzision, was konsequenter Pazifismus angesichts des Ukrainekrieges noch sagen und nicht mehr sagen kann. Nach genauer Benennung der Fehler, die Nato und »der Westen« in der Vorgeschichte des Krieges begangen haben, sagt er ebenso deutlich »Nichts kann einen völkerrechtswidrigen Überfall auf ein souveränes Land rechtfertigen.« Es gehe jetzt vor allem darum, die Eskalation in einen dritten Weltkrieg zu stoppen. Dazu benennt er detaillierte Vorschläge, wie, von wem und worüber verhandelt werden könne, um zu einem Ende des Blutvergießens zu kommen. Ein dankenswerter Beitrag zu einer schwierigen Diskussion. Gerhard Breidenstein, Traunstein
Publik-Forum EDITION
»Das Ende des billigen Wohlstands«
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Dankenswerterweise hat Publik-Forum Clemens Ronnefeldt die Möglichkeit gegeben, realpolitisch für ein Ende der Kriegshandlungen in der Ukraine zu werben. Unseren Politikern müsste viel mehr vorgehalten werden, dass sie mit weiteren Waffenlieferungen die Gefahr eines atomaren Weltkriegs in Kauf nehmen. Weitere Waffenlieferungen führen zur Eskalation, nicht zum Frieden. Warum hört man nicht auf solch einsame Rufer wie Ronnefeldt oder den Ministerpräsidenten Michael Kretschmer, die seit Langem Waffenstillstandsverhandlungen fordern? Auch machen sich unsere Politiker unglaubwürdig, wenn sie gleichzeitig mit Diktatoren und absoluten Herrschern wie Erdogan und den Scheichs am Golf verhandeln, die ebenfalls Angriffskriege geführt haben oder unterstützen und nicht mit Sanktionen belegt wurden. Forderungen nach einem Waffenstillstand bedeuten keinesfalls, dass die Ukraine Rechtsansprüche aufgeben soll. Wir Deutschen haben über 40 Jahre lang die DDR und die Oder-Neiße-Linie nicht anerkannt, aber dennoch mit kommunistischen Herrschern Gespräche geführt, um den Frieden zu sichern. Wir sind mit der Wiedervereinigung belohnt worden. Für die Ukraine heißt das: Auf die Krim müsst ihr irgendwann verzichten, vielleicht auch auf Teile des Donbass, aber eine Wiedervereinigung ist in einer umfassenden Friedenslösung möglich, die auch die berechtigten oder eingebildeten Ängste Russlands ernst nimmt. Josef Heckerott, Bottrop