Dokumentarfilm
Unbequemer Kirchenmann
Kino. 1987 wurde er von der Stasi als die »aktivste feindliche Klerikalperson« bezeichnet. Seine erste Hausdurchsuchung erlebte er 1969, nachdem er »Dubček«, den Namen eines der Helden des Prager Frühlings, an eine Hauswand gekritzelt hatte. Die zweite Hausdurchsuchung fand 2011 statt, als er angeklagt wurde wegen vermeintlichen Landfriedensbruchs auf einer Demo gegen Neonazis. Der Prozess wurde eingestellt, brachte Lothar König jedoch bundesweit in die Schlagzeilen. Der Kirchenmann mit dem biblisch anmutenden Bart, meist mit Kippe im Mund, ist unbequem: Er tritt für seine Überzeugungen ein, sei es von der Kanzel oder auf Protestmärschen, wo er mit einem blauen VW-Bus mit Lautsprecher mitfährt und zu vermitteln versucht. Er kennt die rechtsextreme Szene in Thüringen und Sachsen, warnte schon bald nach der Wende, vergeblich, vor der Bildung gewaltbereiter Gruppen. Bei seiner Jugendarbeit zu Anfang der 1990er-Jahre in Jena warnte er auch vor jenem Trio, das später als NSU-Terrorgruppe Morde verübte. Nun geht er, ein Kämpfer, der durch sein unerschrockenes Engagement buchstäblich Narben zurückbehalten hat, in den Ruhestand. Sein Sohn Tilman konzentriert sich in seinem Dokumentarfilm auf die letzten Monate seines Vaters im Amt. Er porträtiert ihn, zwar nicht kritiklos, aber letztlich doch als »local hero«, der trotz Hüftproblemen überall präsent ist, Fußball mit Migranten spielt, im Jugendklub mit einer Punkband auf der Bühne steht. Bei seiner Abschiedspredigt ist der Erfurter Dom brechend voll. Am Ende lässt der Film keinen Zweifel daran, dass König weitermachen wird.