Leserbrief
Und die Frauen?
Zu: »›Sie wollen keine Führungsrolle‹« (20/2024, Seite 38-39)
Der Beitrag über die Priesterrolle in der katholischen Kirche ist realistisch und erregt fast Mitleid. Auch der Abschluss der Weltsynode in Rom mit seinem Urteil über Frauen in der Kirche, deren Ansinnen für ein Amt in der Kirche als verfrüht und theologisch unausgemacht erklärt wird, ist eine vertane Chance. Es ist langsam unerträglich, dass sich da theologisch nichts tut, aber auch gar nichts. Die Priesterrolle sieht seltsam privatisiert aus, einsam, unverstanden, gestrig. Warum wird das Begehren von Frauen um Mitverantwortung und Gestaltungskraft im Herzen der Kirche als feministische Arroganz oder Anmaßung gewertet? Damit amputiert sich die Kirche um die Aura, die Ausstrahlung von Lebenskompetenz und Lebensnähe in ihrem innersten Bestand. Es geht den meisten Frauen nicht um Selbstermächtigung, sondern um Welt- und Menschenverantwortung. Wenn ich zum Beispiel an die Sakramente denke, die ja biografische Brennpunkte des Lebens jedes Menschen in der Umarmung Gottes zu begehen wagen, dann sind dabei Frauen viel mehr involviert als Männer. Und wie anders sähen ihre Feiern aus, wenn Frauen den Tisch decken, den Raum gestalten, das Brot backen und die Lieder und Texte entwerfen oder auswählen würden. Das wären Lebensquellen in der Kirche, nicht die traurigen Missbrauchsgeschichten, die nur Zorn und Enttäuschung, Abscheu und Austritte erzeugen. Die Kirche kann ohne die Frauen in allen Lebensvollzügen nicht weiter bestehen und weiter leben. Margret Peek-Horn, Linnich