Engelschöre und Algorithmen
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Folkpop. Die Villagers sind eine irische Band um den Singer-Songwriter Conor J. O’Brien: Er ist das Mastermind und einziges ständiges Bandmitglied. Vor Kurzem erst ist er von der irischen Küste nach Dublin gezogen, in ein schäbiges Apartment. Das hat er sich mit Instrumenten und Aufnahmetechnik vollgestopft und dort lange und verbissen an »The Art Of Pretending To Swim« gefeilt. Er hat vertrackte Rhythmen gebastelt, hat Möwengeschrei, Engelschöre und allerlei andere elektronische Sounds zu Gitarre, Bass, Flöte und Bläsern gepackt und viele Streicher- und andere Flächen darüber gelegt. Und er hat nicht weniger als seine Seele in die sehnsuchtsvollen Melodien und assoziativen Texte gepackt. Für ihn sei das Album ein »Kreislauf des Glaubens«, sagt O’Brien. Auch die Entwicklung seines persönlichen Glaubens beschreibt er auf diesem Album als Kreislauf. Im Eröffnungsstück »Again« singt er: »I’ve found again a place in my heart again / For God again in the form of art again.« Tatsächlich sei er als Kind geradezu besessen von Gott gewesen, habe jeden Abend gebetet, seinen Glauben aber als Teenager verloren. Nach einer agnostischen Phase verspüre er aber nun wieder einen Drang, zu glauben – an Liebe, Gemeinschaft oder Gott, der eben auch in der Kunst zu finden ist. Und wenn man möchte, kann man das in O’Briens Kunst auch heraushören: Wahrscheinlich ist sein neues Werk das Folkpopalbum mit dem meisten Soul – im übertragenen Sinne, aber auch buchstäblich. Streckenweise klingt O’Brien wie Michael Jackson mit Akustikgitarren (»Sweet Saviour«), immer wieder erinnert das Ganze aber auch angenehm an Marvin Gayes großes Album »What’s Goin’ on«. Und nachdem er zwischendurch an der Moderne verzweifelt, richtet O’Brien zum Schluss einen glühend-emotionalen Verehrungssong ausgerechnet an die erste Programmiererin der Geschichte: die Mathematikerin Ada Lovelace, die im 19. Jahrhundert den ersten Algorithmus entwarf. Und dann beginnt er wieder, der Kreislauf ...